Very British: Von Ubermensch bis Leitmotif

Very British: Alles no problem
Über die Verwendung deutscher Vokablen im Englischen.
Harald Schume

Harald Schume

Sie werden weniger – die Protest-Zuschriften, die sich mit der Verenglischung der deutschen Sprache beschäftigen. Drei Beispiele aus jüngster Vergangenheit: "Warum schreiben Sie eMail und nicht elektronische Nachricht?" – "Warum ist eine Party kein Fest? " – "Wie oft wollen Sie noch das Comeback der Rückkehr vorziehen?"

Der Querschnitt dieser Leserbriefe ist nicht repräsentativ, es handelt sich immer um denselben Einsender ohne Absender. Warum jemand Postkarten für Leserbriefe verwendet, ist eine andere Geschichte.

Nun, es ist ganz natürlich, dass englische Wörter, die das tägliche Leben dominieren, Aufnahme in den Sprachgebrauch finden. Computer ist Computer, Laptop ist Laptop, Internet ist Internet. Aus, Ende der Diskussion, basta. Ist "basta" womöglich auch tabu?

Zurück zum eMail, zur Party und zum Comeback. Seit ein paar Jahren findet mit dem Englischen ein reger Wort-Wechsel statt. Wir nehmen uns High Society, Catwalk und Sightseeing; die Briten bekommen dafür Kindergarten, Rucksack, Zeitgeist, Autobahn, Wunderkind, Wanderlust, Poltergeist, Kitsch, Hinterland und Doppelganger. Letzteres wird nur entfremdet, weil es im Englischen keinen Umlaut A gibt. Apropos: Die Kombination mit "über-" ohne U-Punkterl ist überaus beliebt. Siehe Uber-Kitsch und Ubermensch.

Es gibt mehrere Kategorien, aus denen deutsche Wörter ins Englische übernommen werden (nein, wir wollen jetzt keine Leser-Postkarte bekommen, ob Wörter oder Worte richtiger ist; es wär’ ja nicht das erste Mal; danke).

1. Essen – Bratwurst, Sauerkraut, Schnaps.

2. Wissenschaft – Angst aus der Psychologie und Leitmotif aus der Literatur.

3. Kunst – Bauhaus als eigene Richtung.

Wenn Sie am Nebentisch die Vokabel Bratwurst, Kitsch und Poltergeist aufschnappen – grüßen Sie am besten mit "Hallo, hello!" Dann wird man Sie auf jeden Fall verstehen.

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