über LEBEN: Von Steh- und Sitzpinklern

über LEBEN: Von Steh- und Sitzpinklern
Guido Tartarotti über seinen Dialog mit Hr. Spatzi.
Guido Tartarotti

Guido Tartarotti

Als ich ein Knabe und die Zeit gekommen war, mich in die Geheimnisse des Lebens einzuweihen, nahm mich mein guter Vater zur Seite und sprach: "Sohn, wenn du wissen willst, ob du einem Mann vertrauen kannst, dann vergewissere dich, ob er im Sitzen pinkelt. Stehpinkler sind entweder Schmutzfinken oder nicht intelligent genug, die Gesetze der Physik zu verstehen." Dann wies mir mein Vater mithilfe einer rund um die Klomuschel aufgelegten Kronen-Zeitung nach, dass es absolut unmöglich ist, im Stehen zu pinkeln, ohne den Raum zu besudeln - es sei denn, man ist nicht größer als 1 Meter 10. Ich bewahrte die Worte meines Vaters wohl im Herzen, erleichterte mich hinkünftig sitzend (es sei denn natürlich, es war ein Urinal vorhanden) und wurde dadurch zu einem gern gesehenen Gast in allerlei Haushalten, vor allem in meinem eigenen. Die Jahre zogen ins Land, ich wuchs zu einem Kolumnisten heran und formulierte eines sonnigen Wintertags die These, dass Frauen keineswegs die schlechteren Autofahrer seien. (Ich glaube sogar, sie sind die besseren, weil sie nicht dazu neigen, genitales und charakterliches Zu-kurz-Gekommensein per Gaspedal kompensieren zu wollen.) Tags darauf erhielt ich eine eMail von einem Herren, nennen wir ihn Hr. Spatzi, und zwar folgenden Inhalts: "Und beim Pinkeln musst du dich auch sicher hinsetzen!" Ich war zwar verwundert, dass mich Hr. Spatzi duzte, denn ich konnte mich nicht entsinnen, mit ihm gemeinsam schon das Schwein gehütet zu haben. Ich erklärte ihm dennoch, dass ich zwar allein lebte, trotzdem grundsätzlich und freiwillig sitzend Wasser ließe, da ich Urinspritzer auf dem Boden unerfreulich fände. Was Hr. Spatzi antwortete und wie unser Dialog weiterging, dazu mehr nächste Woche. Nur soviel: Es fiel das schöne Wort "Anbierer".

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