über LEBEN: Probenspaß
Ich fand das Proben immer viel schöner als das Auftreten. Meine erste Band hieß Sticky Fingers. Wir hatten ein einziges Lied, das hieß rätselhafterweise "Cheyenne". Der Text ging so: "Gestern traf ich eine geile Maid, ich f%$§te sie im Gras, es tat mir nicht leid". Was durchaus lächerliches Potenzial besaß, denn wir waren alle um die 14 und hatten im Gras noch nichts Brisanteres getan als Fußballspielen und Löwenzahn für das Meerschweinchen pflücken. Wir probten im Kinderzimmer unseres Schlagzeugers und stellten uns vor, wie bald die volle Wiener Stadthalle diese Zeile mitbrüllen würde. Heute heißt meine Band NOW, und immer noch kenne ich keinen größeren Spaß als Proben. Stundenlang schraubt man am Arrangement von zweieinhalb Takten der dritten Strophe, immer in dem Bewusstsein, man könnte ja gerade den nächsten Superhit in der Hand halten. Bei den Proben ist das Publikum noch die ganze Welt, erst beim Auftritt reduziert es sich auf 43 Leute. Wobei: Es sind natürlich die 43 besten Leute der Welt!
Im Theater sagt man nicht proben, sondern probieren, was komisch klingt, weil ich da immer an Schuhe denken muss. Aber es stimmt schon: Die Proben bestehen aus der Suche nach einem Löffel, um unfallfrei in den Schuh hineinzukommen. Ich habe gerade begonnen, mein neues Kabarettprogramm zu probieren, und ich verstehe jetzt erstmals wirklich, warum ich es "Daneben" genannt habe: Ich habe das Gefühl, der Schuh ist gleichzeitig zu groß und zu klein. Aber immerhin: Ich kann bereits fast ganz natürlich ein Salzstangerl essen, den Bärlauchtanz tanzen und den wichtigen Satz "Ich habe nämlich panische Flugangst" sagen. Das erste ("Achtung") und das letzte Wort ("Einsteigen") klappen auch schon ganz gut, und das ganze dazwischen kriegen wir bis zum 12. Oktober sicher noch hin
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