über LEBEN: Pinkel-Experte

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Lustig ist, wie viele Männer sich in ihrer Ehre bedroht fühlen?
Guido Tartarotti

Guido Tartarotti

Das Thema "Sitzpinkeln" brachte mich jetzt sogar in den Ö3-Wecker (Hallo Robert, Marcus und Daniela - dafür seid ihr jetzt in dieser Kolumne!). So schnell wird man zum Experten. Was kommt als nächstes? Club 2? Lustig ist, wie viele Männer sich durch mein Bekenntnis zum Hinsetzen in ihrer Ehre bedroht sehen - und mich jetzt bekehren wollen. Besonders süß ist das Argument, sitzendes Pinkeln sei für Männer von der Natur nicht vorgesehen. Schließlich hätten sich ja auch die Urmenschen stehend entwässert, um so besser nach dem hungrigen Säbelzahntiger spähen zu können. Erstens: Die Gefahr des Säbelzahntigerangriffs ist heute in den meisten Toiletten eher gering. Zweitens: Wer so argumentiert, darf auch kein Klopapier verwenden, kein Duschgel und kein i-Phone mit 247 Apps. Und im Falle einer Blinddarmentzündung darf er kein Spital aufsuchen, sondern hat brav und geordnet zu sterben - wie es die Natur vorgesehen hat. Direkt rührend fand ich, was mir einige Männer vom Land erzählten: Dass sie nämlich lieber im Sitzen pinkeln würden, sich aber aus Angst vor gesellschaftlicher Stigmatisierung nicht trauten. Leute: Was ihr im Klo macht, sieht ja eh keiner! Herr G. aus W. wiederum schreibt mir: "Es gibt keinen einzigen Mann auf der Welt, der freiwillig im Sitzen pinkelt. Alle Sitzpinkler werden von ihren Lebensgefährtinnen dazu gezwungen." In Wahrheit ist es natürlich genau umgekehrt: Gerade allein lebende Männer stoffwechseln lieber sitzend, weil allein lebende Männer auch allein putzende Männer sind. Erst wenn sie mit einer Frau zusammenleben, kommen manche auf die infantile Idee, durch mangelnde Stubenreinheit maskuline Selbstverwirklichung zu demonstrieren. Vielleicht sollten die Frauen ihre Männer an die Leine nehmen und dreimal täglich äußerln führen?

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