über LEBEN: Ostern
Obwohl ich eine kindliche Zuneigung zu Tieren verspüre (vor allem zu denen, die dumm ausschauen, also etwa Giraffe, Tapir und Mops), esse ich Tiere mit Genuss. Kühe, Schweine, Federvieh (verantwortungsvoll gehalten!) wurden von Gott oder der Natur sicherlich nicht so wohlschmeckend erschaffen, damit ich sie verschmähe und an Zimmerpflanzen knabbere. Wer das möchte, hat meinen Respekt – er soll mich nicht missionieren, ich missioniere ihn nicht, dann können wir Freunde bleiben. Ich esse alles, was ein Gesicht hatte, ausgenommen Mensch, Schnecke und Kaninchen. Wobei: Einmal aß ich in Paris Schnecken, um meine Gastgeber nicht zu beleidigen. Sie (die Schnecken, nicht die Gastgeber) schmeckten wie eine Mischung aus Rotz, Haargel und Atommüll.
Schnecken waren meine Lieblingstiere, als ich ein Kind war. Ich fand, sie sahen entzückend dumm aus mit ihrem Haus. Noch heute hebe ich beim Joggen Schnirkelschnecken vom Trottoir auf und setze sie ins sichere Gras. Vermutlich halten mich die Leute für einen Irren, der zum Glück ein harmloses Hobby gefunden hat. Das Kaninchen esse ich nicht, weil ich einmal eines hatte. Es hieß Stefan, war klug wie ein Hund, stubenrein und lebte frei im Haus. Ich liebte das Tier wie blöd. Als der Tierarzt Stefan einschläfern wollte, weil er sich die Pfote gebrochen hatte, zwang ich ihn mit Geld dazu, Stefan gesund zu pflegen. Was schwierig war, weil Stefan nur Minuten brauchte, um sich den Verband abzunagen und so bis zu seiner Genesung 75 Verbände verschliss. Nach 14 Tagen sagte der Tierarzt "Klavierspielen lernt er aber nimmer", drückte mir das geheilte Kaninchen in die Hand sowie den Wunsch aus, uns nie wieder zu sehen.
Das sind meine Gedanken zu Ostern, jetzt, da uns die Medien wieder Kaninchenfotos als Hasenbilder andrehen wollen.
guido.tartarotti(at)kurier.at
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