über LEBEN: Meine Tramperjahre
Der absurdeste Ort, an dem ich je geschlafen habe, war die Landebahn des Flugplatzes der Insel Kassos. Meine Frau und ich urlaubten damals unter einem Olivenbaum auf Karpathos, als uns ein Althippie von der winzigen Nachbarinsel vorschwärmte. Also bestiegen wir eine Fähre und setzten über. In Kassos gab's nichts, nicht einmal Licht, und so irrten wir in stockdunkler Neumondnacht (warum heißt es eigentlich stockdunkel - die meisten Stöcke sind gar nicht so dunkel) durchs stachlige Gemüse, auf der Suche nach einem Lagerplatz. Schließlich breiteten wir unsere Schlafsäcke irgendwo aus, wo es keine Stacheln gab - und bemerkten beim Erwachen, dass wir auf der Landebahn lagen. Bevor das Flugzeug kam, hat man uns dann höflich aufgefordert, die Örtlichkeit zu räumen. Von dieser Erinnerung abgesehen, war mein einziges Souvenir aus Kassos eine Darminfektion mit über 40 Fieber, weil ich ein Toastbrot aß, in welches eine Kakerlake eingebacken war.
In meinen Tramperjahren hätte ich mich geschämt, in ein Hotel zu gehen. Das Schlafen unter den Sternen ist einfach zu herrlich. Man hat nur nach dem Heimkommen oft Probleme, sich wieder in die Zivilisation einzugliedern und nächtigt dann nicht selten auf dem Balkon, weil man ohne Sterne nicht mehr schlafen kann. Ich trampte immer per Zug - nie wäre ich zu einem fremden Menschen ins Auto gestiegen, was hätte ich denn mit dem reden sollen? Man kann übrigens in den Gepäcksgittern von Zügen gut schlafen, wenn man eine Isomatte unterlegt, spürt man die Rippen des Gitters nicht durch. Mit den Jahren wurde mir das Schlafen im Freien zu unbequem - ohne dass ich deswegen Geschmack an Hotelzimmern fand. Deshalb bleibe ich jetzt zu Hause und höre Georg Danzers "Griechenland": "Und wannst di dann entschliaßt zum Weiterleb'n/dann steht der Himmel voller Stern."
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