über LEBEN: Kinovergnügen
Wieder einmal habe ich mich in ein Kino getraut. Der Popcorn-Gestank war atemberaubend. Seit ich als Kind die erste Popcorn-Portion meines Lebens kreuz und quer durch die Wohnung spieb, habe ich vor Popcorn Angst. Trotzdem gehe ich gern ins Kino. Das Kino ist eine brachiale Bilderaufnötigungs- maschine, die unser Hirn rücksichtslos mit fremden Fantasien flutet, aber die Effizienz, mit der das Kino dieses tut, die ist ungemein beeindruckend. Im Film sah man alte, sichtlich mit einer Anabolika-Diät gemästete Schauspieler, die sich als Actionhelden ausgaben, das hatte aber dank einer hohen Dosis Selbstironie sehr viel Charme. Bis der Film in der letzten halben Stunde BSE bekommt und in aberwitzig dummen Gewaltritualen verdämmert. Während die fünf Helden, ohne dass die Frisur aus der Fassung gerät, Tausende Feinde zu Brei schießen, hacken und stechen und eine halbe Karibikinsel sprengen, grölen die schwer pubertierenden Schweinsproleten aus der vorletzten Reihe quietschenden Kehlkopfs dazu "Oida, beiß eam in de Eia!"
Es täte mit sehr leid, auf Spaß wie diesen künftig zu verzichten, aber wenn sich der Trend zum 3-D-Kino weiter so infektiös ausbreitet, wird mir nichts anderes übrig bleiben. Ich kann nämlich keine Filme in 3-D sehen, ich kann ja nicht einmal die Welt in 3-D sehen. Mein linkes Auge ist so schwach, dass der 3-D-Effekt nicht funktioniert. Im Alltagsleben ist das wurscht, man weiß ja nicht, wie die anderen die Welt sehen und was einem entgeht. Mit den Jahren lernt man auch recht gut, räumliche Distanzen nach Erfahrung einzuschätzen und greift nicht mehr so oft neben das Butterbrot. Und beim Tennisspielen ist man ein geschätzter, weil amüsanter Partner, der mit dem Schläger anstelle des Balles gerne die Luft verdrischt. Aber ich setz mich doch nicht mit schiachen Brillen ins Kino und seh dann erst nix!
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