über LEBEN: Hier stinkt's nach Dummheit

über LEBEN: Hier stinkt's nach Dummheit
Guido Tartarotti über Gackerl und den Trottelretriever Alfred.
Guido Tartarotti

Guido Tartarotti

Was ist los, sagt Daria, und schaut mich höhnisch an. Steck mein Gackerl ins Sackerl! Daria hat am Abend zuvor nicht nur gekochtes Huhn an Haferflocken verspeist, sondern auch ein halbes Kilo Gras. Daria ist ein Beagle - da muss man schon froh sein, wenn sie nicht außerdem drei linke Schuhe, eine AC/DC-CD, Tolstois "Krieg und Frieden", die Waschmaschine und den netten Nachbarn zum Abendessen verschluckt. Dementsprechend sieht ihr Gackerl aus. Ich kratze also Darias Stoffwechselendprodukt aus der Wiese, während ringsum Dutzende frisch gelegte Würschtln in der Morgensonne dampfen. Offenbar räumt hier sonst niemand hinter seinem Vieh auf. Bei dem Herrn mit dem Leonberger kann ich es sogar verstehen. Der nilpferdgroße Leonberger setzt Geräte ins Gras, für die bräuchte man eine Ikea-Tragetasche. Daria ist der Hund meiner Exfrau, ich habe sie mir testhalber ausgeborgt (die Daria, nicht die Exfrau). Plötzlich bemerke ich die hasserfüllten Blicke der Jogger, die mich sonst so lieb grüßen, wenn ich selbst jogge. Es fällt aber auch sofort auf, wie viele Menschen ihre Hunde überhaupt nicht im Griff haben. Am schlimmsten ist Alfred, ein fast weißer Retriever. Wir nennen ihn nur den Trottelretriever Alfred. Alfred ist wunderschön, aber dumm wie Holz - die bei Hunden und Menschen wohl abstoßendste Kombination. Wird Alfred eines Menschen ansichtig, gebärdet er sich wie ein Löwe, der sechs Wochen lang nur Joghurt zu fressen bekam. Sein Besitzer sagt dann Dinge wie "Nojo, Alfred, ojeoje" und versucht mit dünnen Ärmchen, die Leine festzuhalten. Wenn sich Alfred losreißt, hat man nur eine Chance: Man muss versuchen, wie ein Stein auszusehen, dann verliert Alfred das Interesse. Die Daria sieht den Alfred und den Alfredbesitzer an und knurrt. Dann sagt sie: "Komm, gehen wir weg, hier stinkt's nach Dummheit."

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