über LEBEN: Facebook

über LEBEN: Facebook
Guido Tartarotti über seine Erkenntnisse aus vier Monaten Dauerfacebookens.
Guido Tartarotti

Guido Tartarotti

Ich als jahrelanger Facebook-Verweigerer unterziehe mich freiwillig einem gefährlichen Selbstversuch im Stil von "Supersize Me": Wie viel Facebook verträgt der Organismus, bevor die Gesundheit Schaden nimmt? Hier meine Eindrücke nach vier Monaten Dauerfacebookens:1) Facebook ist gar kein social network, sondern ein einziger großer Wetterbericht. Der überwiegende Teil der Meldungen bezieht sich auf Befeuchtung und Temperierung der Gegend. Wichtig ist: Wetter ist immer eine Zumutung.2) Facebook ist nichts anderes als eine elektronische Bassena. Dennoch gibt es nicht wenige, die gerne einen Philosophie-Volkshochschulkurs daraus machen wollen und höchst humorlos reagieren, wenn man nicht mit äußerstem sittlichen Ernst auf Überlegungen wie "Wenn du die Welt verbessern willst, fang bei dir selbst an" eingeht.3) Fast alle auf Facebook wollen die Welt verbessern und fangen damit an, dass sie sagen, wer die Welt verbessern wolle, müsse bei sich selbst anfangen.4) Auf Facebook tun Menschen Dinge, die sie sonst nicht täten. Etwa, detailliert über ihr Sexualleben referieren, "Gutili Nachtili" sagen oder so tun, als seien sie ihr Hund.5) Was wurde eigentlich aus der guten, alten Eigenverantwortung? Momentan sind alle auf Facebook böse, weil es sie durch sein pures Vorhandensein praktisch zwinge, Dinge zu tun, die sie sonst nicht täten. Etwa, detailliert . . . Das ist ungefähr so logisch, wie in ein Wirtshaus zu gehen, auf dem Tisch zu strippen, dabei Lady Gaga-Titel zu singen und seinen Chef zu beschimpfen. Und, wenn man anschließend seinen Arbeitsplatz verloren haben wird, zu sagen: Der Wirt war schuld, der hat schließlich den Tisch zur Verfügung gestellt.6) Warum all diese Katzenvideos? guido.tartarotti(at)kurier.atwww.guidotartarotti.at

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