über LEBEN: Dieser Pullover hat kein Loch

über LEBEN: Dieser Pullover hat kein Loch
Guido Tartarotti über Reisen mit dem Auto.
Guido Tartarotti

Guido Tartarotti

Im Jahr 1988 kauften wir uns zu sechst um 5000 Schilling einen alten Ford Transit, montierten einen ausgebleichten Stierschädl auf der Motorhaube und fuhren einen Monat lang nach Portugal und wieder zurück. Wir schliefen u. a. in einer Baugrube in Monaco, im Gemüse eines riesigen Kreisverkehrs irgendwo in Frankreich (die ganze Nacht auf der Flucht vor den Rasensprenklern) und in einer Olivenpflanzung hinter Coimbra. Abgesehen davon, dass wir in Pamplona zweimal an einem Tag überfallen wurden und ich in stockdunkler Nacht in Sagres beinahe den Transit über die Klippen gesteuert hätte, passierte uns eh nichts. Wir tranken vielleicht ein bisschen viel Bier, was mir bewusst wurde, als mein Freund B. versuchte, sich seine Jogginghose über den Kopf zu ziehen und, einen Arm in jedem Hosenbein, das Gesicht im Hosenschritt, stammelte: "Dieser Pullover hat kein Loch." Wir haben B. dann doch noch korrekt in sein Gewand gefüllt, und heute kann man ihn, bestens gekleidet, oft im Fernsehen bewundern.

Bei der Rückfahrt hielt man uns an der Schweizer Grenze wegen unseres hygienischen Zustands für Drogenbesitzer und begann, den Transit auseinander zu nehmen. Als die blitzsauberen Schweizer Beamten auf unsere Schmutzwäsche stießen, aus der leise der Sand rieselte, gaben sie die Durchsuchung auf. Und ließen uns unbehelligt weiterfahren, allerdings gegen das Versprechen, bis Vorarlberg nicht anzuhalten. Im Jahr darauf trampten wir einen Monat durch die Ägäis, ohne auch nur einmal ein Dach über dem Kopf zu haben oder mit Süßwasser in Berührung zu kommen. Als wir heimkamen, hatten wir alle fünf Kilo abgenommen und dunkelbraune Haut. Unsere Eltern steckten uns umgehend in die Dusche, worauf die Hälfte der Farbe und noch ein Kilo Gewicht abgingen. Und wir schworen uns: Niemals wird es anders sein.

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