Sex-Tag

über LEBEN: Sexy!?
über LEBEN: Guido Tartarotti über den Samstag und den schönsten Freud’schen Verschreiber seit langem.
Guido Tartarotti

Guido Tartarotti

Ich freu mich ja, dass Sie das hier lesen, aber: Ich bin doch überrascht, denn heute ist Samstag. Und da haben Sie laut einer Studie was anderes zu tun: Samstag ist angeblich der Sex-Tag der Österreicher. Warum gerade Samstag? "Da ist das Fernsehprogramm am schlechtesten", merkt meine Kollegin A. völlig richtig an. Wobei: Nach dieser Logik müssten wir eigentlich sieben Tage die Woche am Geschlechtsturnen sein.

Ich befürchte ja, der Sex kommt allmählich aus der Mode. Die Menschen umarmen heute lieber Bäume als einander. Früher glaubte ich, das Baumumarmen sei eine Erfindung von an einer Überdosis Fantasie laborierenden Satirikern, aber mittlerweile kenne ich persönlich mehrere Baumumarmer. Was ich am Baumumarmen bemerkenswert finde: Wieso gehen Baumumarmer davon aus, dass der Baum a) umarmt werden möchte und b) des Umarmtwerdens würdig ist? Vielleicht hat der Baum ja gar keine Lust, von unrasierten Schamanismus-Lehrlingen in gebatikten Kasperlhosen bekörpert zu werden! Vielleicht ist er ja ein Konservativer, liest Presse, wählt Spindelegger und lehnt alternatives Denken als linkslinke Gutmenschennaivität ab? Oder er lässt sich durchaus gern anfassen, ist aber ein mieser Kerl, der seinen Müll nicht trennt und abends gerne Frau und Kind verdrischt?

A propos Sex: Den schönsten Freud’schen Verschreiber seit langem fand ich im KURIER. Ein gewisser Guido Tartarotti schrieb über seine Nachtkritik einer Josefstadt-Premiere versehentlich das Wort "Nacktkritik". Den Autor persönlich kennend kann ich Sie jedoch versichern: Er war beim Abfassen der Kritik nur geistig blank. Er ist kein Freund der Nacktheit – die meisten Menschen sind angezogen viel schöner, findet er.

Übrigens, weil grad Samstag ist: Man sagt heutzutage nicht mehr "Wie war ich?", sondern "Wos woar mei Leistung?".

Die nächsten Termine für Guido Tartarottis Kabarettprogramm "Heini Hemmi":

12. und 22. Mai im Stadttheater Walfischgasse Wien.

guido.tartarotti(at)kurier.at

www.guidotartarotti.at

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