Lebensweisheiten

Guido Tartarotti

Guido Tartarotti

A oide Frau is ka D-Zuch.

von Guido Tartarotti

über Lebensweisheiten

Es gibt einen neuen Trend. Schon wieder. Also: Menschen, die ihre Lebensphilosophie gerne auf einen knackigen Einzeiler, ein sogenanntes Motto, zusammenkürzen und in dieser Form vor sich hertragen, auf dass alle anderen sofort wissen, dass sie sich z. B. nur von glücklichen, handgewürgten veganen Würsteln ernähren, an Wiedergeburt glauben sowie Musik von Enya schätzen, verwenden zu diesem Zweck immer seltener Fertigteilweisheiten von Paulo Coelho, Mahatma Gandhi oder irgendeinem Indianerhäuptling, sondern verweisen auf ihre Oma.

Uff, das war eine lange Einleitung, aber da mussten wir jetzt durch. Ist es ihnen schon aufgefallen? Vom Fußballer-Interview über den Fragebogen eines Jungpolitikers bis in die enteren Gründ’ von Facebook lesen wir jetzt immer öfter: „Ich muss stets an den weisen Satz denken, den meine Oma immer gesagt hat:–.“ Und dann kommt ein so enorm weiser Satz, dass man sich wundert, was die alle für Omas haben.

Meine Omas hatten ganz wunderbare Qualitäten – die eine konnte Fleischlaberln in Tomatensoße so kochen, dass man weinen wollte, die andere konnte Rissquetschwunden im Kopf so vernähen, dass man weinen musste – aber kalenderblattreif zu formulieren, das wäre ihnen nicht eingefallen. Die Fleischlaberloma sagte üblicherweise Dinge wie „Na mir scheint“ oder „Wir sind doch da nicht bei den Hottentotten“ oder „So a Wirtschaft!“, gerne auch, in ihrer unnachahmlichen österreichisch-schlesischen Sprachmischung: „A oide Frau is ka D-Zuch.“ Die Rissquetschwunden-Oma, eine hervorragende, aber mitleidlose Ärztin, sagte gerne: „A geh, des is ja ka Affair’“, meist, wenn man gerade einen halben Liter Blut auf den Teppich tropfte.

Wobei: „A oide Frau is ka D-Zuch“ und „Des is ja ka Affair’“ sind dann schon wieder ziemlich gute Lebens-Leitsprüche.

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