Kleinkaliber-Dreistellungsmatch
Ich finde es schade, dass die Olympischen Spiele vorbei sind und die nächste Olympiade beginnt (Anm.: in diesem Satz ist ein subtiler Verweis auf meine beeindruckende Bildung versteckt). Ich finde es weniger schade, dass Österreich in London keinen einzigen Olympioniken hervor brachte (noch so ein Verweis). Denn es hat auf mein Wohlbefinden keinen Einfluss, ob diverse geworfene Speere, Hämmer oder Zangen die gleiche Staatsbürgerschaft besitzen wie ich.
Schade finde ich, dass ich in den jüngsten Wochen lieb gewonnene Sportarten jetzt vier Jahre lang nicht sehen kann. Zum Beispiel Damen-Gewichtheben. Faszinierend war aber immer der Blick in die Gesichter der Athletinnen, in denen sich die bange Frage spiegelte: Soll ich die Haare wachsen lassen, damit sie die Anabolika-Akne verstecken – oder wirkt so ein Vollbart erst recht verdächtig?
Zweite neue Lieblingssportart: Kleinkaliber-Dreistellungsmatch. Schön am Wort Kleinkaliber-Dreistellungsmatch ist ja dieses: Man assoziiert damit reflexartig etwas Unanständiges, findet sich selbst deshalb peinlich, nimmt sich vor, Kleinkaliber-Dreistellungsmatch künftig als jene hochseriöse Sportart zu betrachten, die sie ist – und hat dann natürlich keine Chance mehr, bei Kleinkaliber-Dreistellungsmatch je etwas anderes als etwas Unanständiges zu denken.
Ganz besonders geliebt habe ich auch Keirin. Keirin beschäftigte meine Fantasie. Ich hatte nämlich bis dato keine Ahnung, was Keirin ist. Unablässig stellte ich mir vor, welch ausgefallene Sportart sich hinter dem Begriff Keirin verstecken könnte. Unterwasser-Hürden-Werfen? Landhocken? Wolle-Ball? Gewichthaben?
Irgendwann fand ich heraus, Keirin ist einfach Radfahren mit komischen Regeln. Seitdem schmeckt das Leben irgendwie "fahler", wie Franz Klammer einmal in einer Kolumne formulierte.
guido. tartarotti(at)kurier.at
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