Falsch adressiert
Als Journalist bekommt man locker ein-, zweihundert Mails pro Tag. Der Großteil davon sind sogenannte Presseaussendungen. Das Lustige ist: Oft haben diese keinen Bezug zum Fachgebiet des Redakteurs. Erstaunlich eigentlich. Denn einerseits üben Journalisten ihren Beruf ja öffentlich aus – es wird also nicht sonderlich sinnvoll sein, einen Redakteur, der üblicherweise über Fußpilz schreibt, eine Einladung in eine Galerie zu schicken. Es sei denn, es handelt sich um eine Ausstellung von Fußpilz-Fotos. Und andererseits gibt es ja die Presseverzeichnisse – da steht drin, was welcher Journalist so macht.
Der Autor dieser Zeilen – KURIER-Kultur, Fachgebiet Theater – bekam am 13. Juni innerhalb von zwei Stunden folgende Aussendungen mit der Bitte um Berichterstattung:
1. Medienservice der Österreichischen Gesellschaft für Hygiene, Mikrobiologie und Präventivmedizin: "Hintergrundinformationen zu Durchfall, Stechmücken und Handystrahlen".
2. Aussendung der Firma MUTLU-Austria. "Haben Sie sich schon einmal überlegt was da alles in der heißen Jahreszeit auf eine Autobatterie zukommt? (...) MUTLU-Batterien mit ihrem starken Herz vom Bosporus trotzen auch dem."
3. Aussendung eines PR-Büros über die Präsentation eines neuen Staubsaugers. "Umgeben von Tannenbäumen, Weihnachtssternen und Schneefall wurden die Gäste der Miele Galerie in eine weihnachtliche Stimmung versetzt (...) Um die Gäste aber auf allen Sinnen in Winterstimmung zu bringen, präsentierten Hansi Caruso & the Slowwalkers zahlreiche Weihnachtslieder ihrer aktuellen Weihnachts-CD."
Durchfall und Fahrzeugbatterien sind jetzt eher nicht so das Kulturthema (ich hab ja nicht einmal ein Auto). Aber vielleicht schreib ich eine Kritik über den Staubsauger. Jetzt, da der Advent schon begonnen hat.
www.guidotartarotti.at
guido. tartarotti(at)kurier.at
Kommentare