Einreise in die USA
Ich fürchte die Paranoia der Amerikaner mehr als die islamischen Terroristen.
So richtig beginnt eine New-York-Reise natürlich erst am Flughafen JFK. Dort gerät man in die interessante Lage, dass man sich zwar in New York befindet, nicht aber in den USA. Zumindest nicht, solange man nicht am Einreisebeamten vorbei ist. Das ist bei jeder Amerika-Reise das Kapitel, das mir am meisten Angst macht. Ich fürchte die Paranoia der Amerikaner mehr als die islamischen Terroristen. Weil diese Paranoia ohne jede Logik ist. Haben Sie gewusst, wo in den USA die Angst vor Terroranschlägen am größten ist? In Kleinstädten irgendwo im Gemüse des Mittelwestens. Also dort, wo niemals ein Terrorist seinen Beruf ausüben würde. Weil es dort keine interessanten Ziele für ihn gibt. Und weil er sich vor lauter Langeweile vermutlich eher selbst töten würde.Mich haben sie bei der Einreise einmal in den Verhörraum gebeten, weil mein Pass zu neu war. „What happened to the old one?“ Na der ist abgelaufen! Einmal sagte ein Einreisebeamter: „Tartarotti – that sounds arabian!“ Ist aber ein italienischer Name! „But you look arabian!“ Ein anderes Mal fragten sie mich: „Tartarotti – this is an italian name?“ Ja. „So you are italian?“ Nein. „But you speak italian?“ Nein. Spätestens da war ich verdächtig. „What language do you speak?“ German. „So you are from Germany?“ Nein, Austria. Und schon saß ich wieder im Verhörraum.Wir nähern uns auf dem JFK dem Einreiseschalter. Meinem Sohn erkläre ich noch einmal, dass blöde Scherze hier unangebracht seien und uns einen 250 Jahre dauernden Urlaub in Guantanamo einbringen könnten. In dem Moment lasse ich alle Einreisepapiere fallen, ein Luftstoß verteilt sie in der Halle, und ich höre den Einreisebeamten sagen: „Next please.“ Ich schaue auf, sehe kalte Augen und einen sehr strengen GI-Haarschnitt. Verdammt.
www.guidotartarotti.atguido.tartarotti@kurier.at
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