Berufswunsch

Guido Tartarotti

Guido Tartarotti

Bua, es gibt zwei gute Gründe, Lehrer zu werden – Juli und August.

von Guido Tartarotti

über den Berufswunsch

Unterhalten wir uns doch darüber: Was wollten Sie einmal werden – und was sind Sie geworden?

Als Kind wollte ich zuerst Arzt werden, wie meine Oma. Bis ich draufkam, dass man da fremde Menschen anfassen muss, die noch dazu meistens krank sind (und sich manchmal nicht einmal gewaschen haben). In meine Praxis hätten keine Kranken kommen dürfen, sondern nur Gesunde. Und die hätte ich zuerst unter die Dusche geschickt. Dann beschloss ich, Lehrer zu werden, wie meine Eltern. Meine Eltern waren gern Lehrer, sie kamen mit den Schülern bestens aus, wenn das Wetter gut war, arbeiteten sie im Garten (= korrrigierten Hefte), und sie hatten immer Ferien, wenn ich auch Ferien hatte. Ein Bekannter meiner Eltern, ebenfalls Lehrer, sagte zu mir: Bua, es gibt zwei gute Gründe, Lehrer zu werden – Juli und August. Ich dachte mir dann, vielleicht ist der zu erwartende Urlaubsanspruch das falsche Motiv für die Berufswahl. Außerdem erklärte mir meine Mutter, dass ich als Lehrer die Schüler nicht das lehren dürfte, was ich für wichtig hielte, sondern das, was ein sogenannter „Lehrplan“ vorschrieb. Das kam mir unsinnig vor.

Eine liebe Freundin wollte als Kind übrigens Meerjungfrau werden. Derzeit studiert sie Medizin. Aber ich hoffe immer noch, dass sie eines Tages bei Humboldt ihre Meerjungfrau macht.

Welche Berufe mir noch gefallen hätten: König, Fußball-Profi, Pflanzen-Dompteur, Pilot, Käse-Psychotherapeut, Haushaltsgeräte-Trainer, Held, Ententdecker (als solcher könnte ich z. B. Amerika ententdecken, also ich fahre hin und anschließend ist es weg), Berufe-Erfinder, Millionenerbe. Mit etwa 15 entdeckte ich dann meine wahre Berufung und beschloss: Wenn ich einmal erwachsen bin, werde ich Rockstar. Das bin ich derzeit noch nicht. Ich bin aber auch noch nicht erwachsen.

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