Auszeichnung
Was ist die höchste Auszeichnung, die ein Mensch, welcher hauptberuflich Buchstaben aneinanderreiht, in der Hoffnung, sie mögen Sinn ergeben, bekommen kann? Platz eins der Bestseller-Liste? Den Literatur-Nobelpreis? Eine Inszenierung im Burgtheater? Aber nein.
Die größte Ehre, die man als Schreibender in Österreich erfahren kann, ist es, Schularbeitsthema zu werden. In diesem Sinne: Dankesworte an Herrn Prof. F., welcher der 7a des Gymnasiums Oberpullend. kürzlich einen an dieser Stelle hier veröffentlichten Text als Interpretationsthema ("Kurzepik") zur dritten Schularbeit vorlegte. Zur Auswahl standen ein Text von Wondratschek, einer von Hochgatterer und einer von mir. Immerhin zehn Schüler entschieden sich für meine Geschichte, und das finde ich nahezu rührend.
In der Geschichte ging es um eine Bekannte von mir, die seit Jahren einem schiachen, miesen und noch dazu verheirateten Kerl in inniger Abhängigkeit verfallen ist. Es ist, leider, eine wahre Geschichte. Die Schüler aus Oberpullend. waren so nett, in meinem Text erzählerische Kompositionstechniken und dramaturgische Wendepunkte zu erkennen, dabei habe ich einfach nur ungeschönt die Wahrheit nacherzählt. Meine Lieblingsinterpretation stammt von dem vermutlich ziemlich witzigen und frechen Schüler Paul C., der als meinem Text zugrundelegendes Prinzip die Zahl 2 zu erkennen glaubt. Ich bin sicher, C. wollte nur seinen Lehrer verarschen, aber der Gag ist ihm gut gelungen.
Meine Mutter, mehr als 30 Jahre lang als Deutschlehrerin tätig, wird mächtig stolz sein: Liebe Mama, dein Bub hat es geschafft – er ist Deutschschularbeitsthema. Vielleicht verzeihst du mir jetzt, dass mir die Uni zu blöd war (und umgekehrt). Und: Ein großes Hallo nach Oberpullend., von mir kriegt ihr alle ein Sehr gut.
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