Zweiter Aufschlag Schlaflabor

Wissen Sie, wie Schlaflosigkeit ist? Ungefähr so.
Guido Tartarotti

Guido Tartarotti

Schlaflos im Schlaflabor.

von Guido Tartarotti

über Schlaflosigkeit.

Wissen Sie, wie Schlaflosigkeit ist? Ungefähr so.

Ich habe einmal eine unglaublich fade Tennisübertragung gesehen. Österreich spielte Daviscup gegen Mongolei oder Moldawien oder Mattersburg, es war drei Uhr früh, interessanterweise hatte der Reporter seit einer Dreiviertelstunde nicht gesprochen, vermutlich hat er tief geschlafen. Dann ist er aufgewacht, denn er hat etwas gesagt, aber nur zwei Wörter: „Zweiter Aufschlag.“

Danach war wieder Ruhe, für den Rest der langen Nacht. Zwei Tennisspieler haben bis zur Erschöpfung auf einen Ball eingeschlagen, irgendwo auf der Welt, und ich war der einzige Mensch, der ihnen zusah. Es gab nur noch mich, sie und die Kamera. Alles andere war verschwunden, sogar die Zeit.

Manchmal glaube ich, genauso ist das Leben. Wie ein zweiter Aufschlag in der Mongolei, um drei Uhr früh.

Daran musste ich denken, als ich unlängst im Schlaflabor lag, von Kabeln fixiert wie eine gerade außer Dienst gestellte Marionette. Man bekommt Elektroden an der Stirn und an den Schläfen befestigt (zur Messung von Gehirnströmen und Augenbewegungen), ein Mikrofon am Kehlkopf (zur Messung der Schnarchgeräusche), einen Fühler in die Nase geschoben (Atemströme), außerdem Bewegungs-Messgeräte an Brust, Bauch und Beinen und eine Klammer zur Messung der Sauerstoffsättigung an den Zeigefinger. Der sehr nette Techniker sagte „Sie können sich bewegen, wie Sie möchten“ und ich war mir nicht sicher, ob das ein Witz war. Nur vier Stunden Schlaf bräuchte er für eine Diagnose, sagte er noch, was eigentlich lustig war, denn ich lag ja wegen Schlaflosigkeit im Schlaflabor.

Das Licht ging aus, ich starrte in die Kamera an der Decke und fragte mich, ob das Bild vielleicht im mongolischen Fernsehen übertragen wird und um drei sagt dann jemand „Zweiter Aufschlag“ auf Mongolisch.

Geschlafen habe ich dann keine Minute.

Guido Tartarottis neues Kabarettprogramm "Selbstbetrug für Fortgeschrittene" ist am 22. September und 25. Oktober, jeweils im Theater am Alsergrund zu sehen.

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