Hässliche Beutel, gefüllt mit Wasser

Für weniges besitzen wir Menschen so viel Talent, wie dafür, uns selbst zu wichtig zu nehmen.
Guido Tartarotti

Guido Tartarotti

In einer Folge der Serie „Star Trek – The Next Generation“ stößt die Besatzung des Raumschiffs Enterprise auf eine aus Kristallen bestehende, nicht organische Lebensform. Diese Lebensform wieder wird zum ersten Mal mit biologischem Leben konfrontiert, eine aus ihrer Sicht sinnlose Verschwendung von Ressourcen. Als es beiden Seiten gelingt, Kontakt aufzunehmen, spricht die Lebensform die Menschen so an: „Hässliche Beutel, gefüllt mit Wasser.“ Und die Menschen zeigen daraufhin gleich, was sie am besten können: beleidigt sein.

Dabei ist das aus der Perspektive einer kristallinen Lebensform eine ganz logische Beschreibung: Wir sind asymmetrisch, verbogen und verzogen. Wir produzieren Stoffwechselpro-dukte, fragwürdige Gerüche und schlechte Laune, und ständig fangen wir Streit und Kriege an, nur weil irgendwer seine Minderwertigkeitskomplexe nicht im Griff hat. Und der ganze Zinnober nur zu dem Zweck, eine größere Menge Wasser in Körperform von A nach B zu tragen.

Daran muss ich immer denken, wenn sich mir die Verführung in den Weg stellt, mich selbst zu wichtig zu nehmen. Für weniges besitzen wir Menschen ja so viel Talent, wie dafür, uns selbst zu wichtig zu nehmen. Meine Bekannte A. hat beim „Fünf Rhythmen Tanz“ („Bewege dich mit dem Raum, als sei er dein Geliebter“) gelernt, wie man sich selbst zu wichtig nimmt. Seither quält sie ihre Umgebung mit ihren Befindlichkeiten, jede noch so banale Aktivität kommentiert sie mit Sätzen wie „Ich weiß nicht, ob sich das jetzt richtig anfühlt“ und verlangt Beachtung für jede noch so kleine Blähung ihrer Seele. Kritik verbittet sie sich unter Verweis auf „gewaltfreie Kommunikation“ strikt.

Ja, wir sind hässliche Gefäße, gefüllt mit Wasser (und vielen dummen Ideen). Und doch sind wir dann immer wieder zu Großartigem fähig.

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