In der Nacht kommt das Fernsehen

Als ich einmal tot war und den besten Witz der Welt erfand und was ich sonst noch im Traum erlebte.
Guido Tartarotti

Guido Tartarotti

Als meine Freundin das erste Mal bei uns übernachtete und ich die Kinder wie üblich um 19.30 Uhr zum Schlafengehen mahnte, flüsterte mein damals etwa siebenjähriger Sohn meiner Freundin verschwörerisch zu: „Hab keine Angst, ich kann das schon machen, dass uns der Papa noch eine Folge Spongebob erlaubt.“ Das fand ich extrem süß von ihm, dass er meiner Freundin helfen wollte, noch nicht schlafen gehen zu müssen.

Im Übrigen hatte er recht. Ich rief die Kinder immer eine halbe Stunde zu früh zum Zähneputzen, ließ mir die halbe Stunde wieder abverhandeln, worauf die Kinder brav schlafen gingen, und alle waren zufrieden. Ungefähr so funktioniert auch Politik, nur dass dabei niemand zufrieden ist. Meine Tochter ging sogar gern schlafen. „Im Schlaf kommt das Fernsehen“, sagte sie einmal. Kann man die Idee des Träumens besser beschreiben?

Ich habe ebenfalls immer gerne geschlafen und geträumt. Ich finde auch, Manager und Politiker und überhaupt alle Menschen sollten so viel schlafen, wie nur möglich, damit sie ausgeruht ihren Tätigkeiten nachgehen. Ich möchte nicht zu einem Piloten ins Flugzeug steigen, der übernachtig ist – Übermüdung funktioniert ähnlich wie Trunkenheit, nur weniger lustig.

Apropos Flugzeug. Unlängst träumte ich das perfekte Drehbuch für einen Mystery-Thriller: Ich bin der einzige Überlebende eines Flugzeugabsturzes und wundere mich, dass mich niemand beachtet. Bis ich draufkomme, dass ich in Wahrheit tot bin, dies aber nicht akzeptieren will. Tags darauf träumte ich einen Witz. Er beruht auf dem Unterschied zwischen „fließender“ und „fester“ Sprache und ist bei Tageslicht nicht im geringsten komisch. Aber irgendwo hinter den geschlossenen Augenlidern gibt es ein Land, da ist er der beste Witz der Welt.

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