Ich weiß: Wetter sagt man nicht.

Allein schon das Wort "Niederschlag"erklärt alles.
Guido Tartarotti

Guido Tartarotti

"Der Herbst ist ja so eine schöne Jahreszeit“, haben sie gesagt. „Diese herrlichen Spaziergänge im bunten Laub“, haben sie gesagt. „Das ist so romantisch“, haben sie gesagt. Die Wahrheit ist: Es ist nass, kalt und widerlich. Höflich und zurückhaltend ausgedrückt: Es ist ein gesch... Sch...wetter. Und ja, ich weiß: Wetter sagt man nicht.

Das Schlimme am Herbst ist, man muss gar nicht ins Freie gehen, die Depression macht auch Hausbesuche. Man muss sich nur den Wetterbericht anhören – allein schon das Wort „ Niederschlag“ sagt alles. Und da reden wir noch gar nicht von „Graupelschauer“, dem wahrscheinlich hässlichsten Wort der Welt.

Wer ist schuld am Wetter? Natürlich die EU. Es kann doch bitte nicht sein, dass diverse Hoch- und Tiefdruckgebiete einfach so unkontrolliert im Schengenraum herumspazieren, wie es ihnen gefällt! Wir brauchen Zäune, Mauern, Hubschraubereinsatz! Die Ungarn haben es da besser, bei denen gibt es bestimmt kein Wetter!

Ich bin mit meiner Kollegin Claudia Z. einer Meinung: Der Herbst ist die schlimmste Jahreszeit seit Erfindung der Jahreszeiten. Ich brauche den Sommer, er rettet mir das Leben. Allein die Tatsache, dass ich drei Viertel meiner Lebenszeit an Nichtsommerjahreszeiten verschwende, macht mich wütend. Der Sommer bietet zwei großartige Dinge: Licht und Schatten. Von meiner Bekannten Susanne Pl. stammt der wunderbare Gedanke: Gerade der, der den Schatten liebt, wird im Sommer ja am besten bedient. Im Herbst gibt es keinen Schatten, nur Gatsch.

Ich will daher mein Geld zurück sowie den immerwährenden Juli im Verfassungsrang. Falls Sie sagen, diese Aussicht gefällt Ihnen nicht, dann fordere ich alternativ: Jeder Bürger wird mit seinem persönlichen Wetter ausgestattet, das er ständig über sich mitzuführen hat.

Kommentare