Spaß an der Aurelianischen Mauer.

Laufen, mit oder ohne Lugner-City auf dem Kopf.
Guido Tartarotti

Guido Tartarotti

Spricht man mit anderen Hobbyläufern übers Laufen, erzählen sie üblicherweise zuerst, wie oft, wie schnell und wie lange sie laufen, und danach, warum sie laufen: Um Gewicht zu verlieren, um gesünder zu sein, um besser auszusehen, um länger zu leben, um den Stress der Arbeit abzubauen. Um einen Marathon zu schaffen. Um einen Marathon unter vier Stunden zu schaffen. Um einen Marathon unter drei Stunden zu schaffen. Um einen Marathon barfuß im Rückwärtslauf zu schaffen und dabei ein Modell der Lugner City auf dem Kopf zu balancieren. Um, zu.

Ich muss zugeben, ich könnte das nicht. Ich laufe, weil es mir Spaß macht. Und wenn es mir keinen Spaß macht, laufe ich nicht. Manchmal laufe ich täglich, manchmal zwei Mal am Tag, manchmal nur einmal in der Woche, manchmal auch keinmal in der Woche. Manchmal laufe ich fünf Kilometer langsam, manchmal laufe ich zehn Kilometer flott. Einmal bin ich, verkatert, ohne zu frühstücken oder zu trinken, spontan die Halbmarathondistanz gelaufen, was natürlich ein Blödsinn war, aber ich mag Blödsinn. Die Zeit von 2 Stunden 22 fand ich gar nicht so schlecht, angesichts der Umstände.
Müsste ich nach einem Trainingsplan laufen, der mir vorschreibt, wann ich wie lange wie schnell zu laufen habe, würde ich das Laufen sofort aufgeben. In unserer Funktionalitäts- und Optimierungsgesellschaft macht man sich ja verdächtig, wenn man etwas nur zum Spaß tut. Deshalb genieße ich das Laufen, ebenso, wie ich zwodro Biere genieße und manchmal sogar (Huch!) eine Zigarette: Weil es für mich Lebensfreude bedeutet. Und weil es keine Zweckwidmung braucht.

Allen, die morgen den Marathon laufen (mit oder ohne Lugner-City auf dem Kopf): Viel Erfolg und vor allem viel Spaß! Ich schlaf morgen aus und renn dann am Nachmittag ein paar Kilometer entlang der Aurelianischen Mauer, ganz allein.

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