Der Lockruf der Trotteloni

Sprachpannen-Jahresrückblick, Teil 2.
Guido Tartarotti

Guido Tartarotti

Und damit kommen wir zu Teil 2 unseres traditionellen Sprachpannen-Jahresrückblicks. Sprachpannen können in der Hektik des modernen Medienbetriebs leider passieren, sie sind aber nicht nur ärgerlich – sondern oft von großem poetischen Unterhaltungswert. Etwa das, was eine Leserin im Ö1-„Mittagsjournal“ zum Thema Wahlen hörte: „Wer wird jetzt die Suppe ausbaden?“ Womöglich ist das gar keine Panne, sondern eine realistische Beschreibung der heimischen Politik.

Aber solange man nicht das Kind mit dem Bade auslöffeln muss, ist alles halb so wild. Apropos: Laut einem Inserat sucht eine Bäckerei am Arlberg eine „Kinderbäckerin“. Es ist ja schön, dass man neue Arbeitsplätze schaffen will – aber ist das nicht illegal? Auch bei dem Gericht, das ein Lokal in Krems auf der Speisekarte anbietet, will man nicht so genau wissen, was drin ist: „ Trotteloni mit Spinatfülle“. Die Krone wiederum bewarb ein Schwammerl-Buch namens „Vergnügliche Speisepilze“, das in Wahrheit „Vorzügliche Speisepilze“ heißt – möglicherweise hatte die Redaktion andere Pilze im Sinn. (Das erinnert mich an ein Gericht, das ich einmal auf dem Festivalgelände in Wiesen angeschrieben fand: „Räucherlach.“)

Die NÖN wieder berichtete, ein Ball wurde „mit einer fulminanten Bolognese eröffnet“ – hoffentlich war dann niemand von den Spaghetti Polonaise enttäuscht. Wohin solche Genüsse führen können, wenn man nicht Maß hält, darauf wies der ORF-Teletext hin: nach Tirol. In einer Meldung stand nämlich: „Grünes Licht für Kotzbühel“.

Stichwort Skisport: Das Profil schrieb: „ Toni Sailer gewann bei Olympia 1956 alle Medaillen.“ Also nicht nur Gold in Herrenabfahrt, -Slalom und -Riesenslalom, sondern auch in den Damenrennen, im Skispringen, Langlaufen, Bobfahren, Eiskunstlauf, Eisschnelllauf und Eishockey, und zwar jeweils vor sich selbst und sich selbst.

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