Marterpfahl

Meine Karl-May-Selbsthilfegruppe.
Guido Tartarotti

Guido Tartarotti

Warum muss Old Shatterhand nie aufs Klo?

von Guido Tartarotti

über Karl May.

Ich beschäftige mich derzeit aus beruflichen Gründen sehr viel mit Karl May. Ich gestehe ja offen: Ich mag Karl May, auch heute noch. Das ist natürlich hochgradig uncool, ungefähr so, als würde man zugeben, man hört Bon-Jovi-Balladen, schaut „Traumschiff“ (wegen der Landschaften) und geht im Ski-Urlaub extra früh schlafen, damit man am nächsten Tag besonders früh aufstehen kann, um die Liftkarte auszunützen.

Deshalb habe ich jetzt eine Selbsthilfegruppe gemeinsam mit Armin Wolf, dem Kabarettisten Thomas Maurer und dem Schriftsteller Thomas Glavinic gegründet: Wir sind die nicht anonymen Karl-May-Süchtigen und werden bei einigen Bühnenauftritten versuchen, Gleichgesinnte zu finden.

Eine Sache hat mich ja schon als Kind ganz besonders fasziniert: Old Shatterhand muss nie aufs Klo. Oft wird geschildert, dass Old Shatterhand tagelang gefesselt am Marterpfahl steht, aber nie geht was in die Hose. Manchmal reitet er auf seinem Hatatitla 24 Stunden lang durch die Prärie, ohne stehen zu bleiben, dennoch bleibt sein Büffellederbeinkleid unbefleckt. Das heißt, es gibt nur zwei Möglichkeiten. Entweder, Old Shatterhand trägt die neuen Always Discret – „Ich lache, ich tanze, ich verfolge die Komantschen, ich habe Blasenschwäche“. Oder er hat, wie viele Helden der Literatur, keinerlei Stoffwechsel. Vermutlich hat er gelernt, seinen Darm zu beherrschen, und geht nur einmal pro Jahr zu einer Sitzung. Dann aber sch... er den Grand Canyon zu.

Mich erinnert das an eine Geschichte, die ich gerne erzähle, sie stammt von einer Leserin aus Tirol. Als Kind musste sie in ein (katholisches) Krankenhaus. Als ihr die Schwester die Leibschüssel brachte, fragte sie schüchtern: „Müssen Nonnen eigentlich nie Lulu?“ Die Schwester antwortete, leicht verkniffen: „Nur ganz selten. Und wenn, dann nur ganz wenig.“

Guido Tartarottis neues Kabarettprogramm "Selbstbetrug für Fortgeschrittene" ist am 17. Februar in St. Pölten, Bühne im Hof, am 24. Februar im Kuga, Großwarasdorf und am 10. März und 23. Mai im Theater am Alsergrund zu sehen.

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