Gottfried! Werner! Roland! Schnauzi! Adolf! Guido!

Über das Land, wo das Leben nur zehn Minuten dauert.
Guido Tartarotti

Guido Tartarotti

Als ich die Schmutzwäsche ins Klo stopfen wollte.

von Guido Tartarotti

über das Verblöden.

Unlängst ertappte ich mich dabei, wie ich zu meinem Hund „Mira“ sagte (also den Namen meiner Tochter). Meine Freundin nannte ich „Birgit“ (der Name meiner Exfrau). Und meinem Kollegen Reinhard Göweil von der Wiener Zeitung rief ich bei den Salzburger Festspielen fröhlich „Servus Norbert!“ zu. Dem Hund war es egal, die beiden anderen waren zumindest verwundert.

So hat es bei meiner Oma angefangen, dachte ich mir, als ich unlängst die Brille im Eiskasten fand. Dass meine Oma immer alle Namen ihrer Verwandten und Tiere durchprobierte, bis sie irgendwann den richtigen fand („Gottfried! Werner! Roland! Günther! Schnauzi! Adolf! Guido!“ – „Ja, Oma?“) erheiterte uns immer sehr. Bis der Kellner bei einem Familienfest acht Nachspeisen für sie brachte, weil sie acht Mal Nachspeise bestellt hatte. Medizinische Untersuchungen ergaben, dass ihr Hirn alle zehn Minuten auf Reset stellte – das Gedächtnis meiner Oma umfasste also immer nur die letzten zehn Minuten, was vermutlich eine interessante Perspektive aufs Leben bot, mit vielen Neuigkeiten.

In ihren letzten Lebensjahren wusste meine Oma nicht mehr, wer sie war und wer die anderen waren, was sie nicht daran hinderte, eine ausgesprochen fröhliche alte Frau zu sein. Dennoch will man das ja nicht unbedingt nachmachen, Fröhlichkeit hin oder her.

Voriges Jahr ertappte ich mich selbst gerade noch rechtzeitig dabei, wie ich die Schmutzwäsche ins Klo stopfen wollte. Ich fand das erschreckend, war aber im Interesse der Waschmaschine gleichzeitig froh, dass ich nicht aufs Klo gemusst hatte. Ich war daher direkt erleichtert, als die geschätzte Kollegin Gaby Kuhn unlängst berichtete, sie habe versucht, mit dem Hundegackerlsackerl zu telefonieren, weil nämlich das Handy im Mistkübel lag.

Tröstlich ist das. Falls ich einmal ins Land übersiedeln muss, wo das Leben immer nur zehn Minuten dauert, werde ich dort wenigstens nicht allein sein.

Guido Tartarottis neues Kabarettprogramm "Selbstbetrug für Fortgeschrittene" hat am 2. September im Niedermair in Wien Premiere. Nächste Vorstellungen am 22. September und 25. Oktober, jeweils im Theater am Alsergrund.

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