Frömmigkeiten

Michael Fleischhacker

Michael Fleischhacker

Intensiver haben Gott und die Welt schon lange nicht mehr kommuniziert.

von Michael Fleischhacker

über den Papstrücktritt.

Man hat wissen lassen, dass man auf nachträgliche Frömmigkeiten meinerseits betreffs des Rücktritts des Heiligen Vaters durchaus leicht verzichten könne. H., der Herr, insbesondere vertritt die Ansicht, dass es sich hier um ein Wochenmagazin handle und nicht um einen Soldatenkalender, sodass also Ereignisse, die, mögen sie auch bis in die Ewigkeit nachwirken, schon mehr als eine Woche her seien, der Erörterung an dieser Stelle nicht bedürften. Zudem müsse man nicht unbedingt jene in ihrer Meinung bestärken, die ohnehin schon den Eindruck hätten, dass es sich hier um eine Art Gottesstaatspropaganda handle. Das wiederum finde ich zart übertrieben, denn ich habe bisher bewusst darauf verzichtet, meinen eigentlichen Plan, mit der Macht der freizeit-Reichweite auf gezielte Exkommunikationen zu drängen, in die Tat umzusetzen – obwohl es an Anlässen bei Gott nicht gefehlt hätte. Und da soll jetzt in einer Kolumne, die „Über Gott und die Welt“ heißt, nichts über den Papstrücktritt geschrieben werden? Ich gestehe, dass ich zunächst, verängstigt durch die Protestwelle gegen meinen hierorts unverstellt zur Schau gestellten katholischen Fundamentalismus, der Nichterwähnung des Ereignisses zugestimmt habe. Aber. Das geht nicht. Interessant ist ja ohnehin nur eine Frage: Wo ist Papst Benedikt XVI ab dem 1. März? Die Antwort ist einfach: er verschwindet. Wer genau zugehört hat, kann verstanden haben, dass genau das der Plan ist, den Josephus Ratzinger verfolgt. Er weiß, dass es nicht zwei Päpste geben kann, einen drinnen und einen draußen, darum wird er sich nicht nur im Vatikan einschließen und sich der Welt nicht mehr zeigen. Er wird durch Gebet und Meditation gewissermaßen in sich selbst hinein verschwinden. Intensiver haben Gott und die Welt schon lange nicht mehr kommuniziert.

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