Die heilige Gemeinde
Je weniger die Purpurträger des Wortes aufs Religiöse halten, desto liturgischer mutet ihr Sprachgebrauch an.
Wie fromm die Menschen doch sind, wenn sie’s nicht wissen. Je weniger die Purpurträger des Wortes aufs Religiöse halten, desto liturgischer mutet ihr Sprachgebrauch an. Neuerdings muss man sich als Medienkonsument darauf gefasst machen, den Journalismus nur noch in beiderlei Gestalt empfangen zu dürfen: Print und Online. Brot und Wein mag einem poetischer erscheinen, aber es läuft wohl auf dasselbe hinaus: Ganz und wirklich ist die Kommunion in den Augen der Kultusbeauftragten nur in beiderlei Gestalt.Ja, man übersieht es leicht, die Kapläne, Monsignori und Popen wissen ein Lied davon zu singen. Da lässt man es dahintreiben mit Handkommunion, Konservenmusik und anderen Nachlässigkeiten, und schon weiß unter den Gläubigen keiner mehr so recht, was er hat an der heiligen Gemeinde, außer der jährlichen Zahlungsaufforderung, und sei es mit dem Angebot des Frühzahlerrabatts. Da scheint es dann angebracht, nicht nur die dogmatischen, sondern auch die liturgischen Zügel anzuziehen.Jetzt haben es also auch die Buchstabenprälaten und Medienpäpste begriffen: Will man die Gemeinde nicht an die billigen Lehren und Vergnügungen der Gratisblätter und Kostenlosdienste verlieren, die statt der informativen Glückseligkeit im Bezahlhimmel das kleine Unterhaltungsglück des Augenblicks versprechen, dann muss man dafür sorgen, dass die verlagskirchliche Buchstabenkommunion – unter strenger Observanz der Redakteursministranten – wieder in beiderlei Gestalt eingenommen wird.Man wird sehen, ob die Gemeinden folgen. Oder ob es nicht den Magazinpfarrern und Zeitungskaplänen so ergeht wie den Monsignori aller herkömmlichen Bekenntnisse: Dass sie ihre Geschichten besser erzählen müssen, bevor sie darangehen, sie mit den Mitteln des Kirchenleistungsschutzrechts einzuzäunen.
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