Zwischen Glanz und Schimmel

Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

Samstag wird Pröll auch zum Slalom kommen - und sich vielleicht ein bissel im Wegschauen üben.

von Wolfgang Winheim

über Semmering

Das Feuerwehrhaus am Semmering wurde zum Medienzentrum umfunktioniert. Dank Anna Fenninger aber bedarf es gar keiner Löschaktionen, obwohl der ungeduldige Boulevard schon mit Zündeleien begonnen hatte.

Immerhin, sagte Sportdirektor Hans Pum schon vor dem Triumph der Salzburgerin am Freitag, könne der ÖSV auf mehr Podestplätze als im Vorjahr verweisen. Immerhin führt Österreich im Nationencup. Und immerhin besteht Samstag noch eine weitere Gelegenheit, um die bis zum 27. 12. schwächste ÖSV-Siegesbilanz seit 21 Jahren endgültig vergessen zu machen – an zwei Schauplätzen mit völlig unterschiedlicher Interessenslage:

In Bormio, wo der Mailänder Geldadel Winterferien zu machen pflegt, werden dessen weibliche Vertreter erst nach ihrer Nerz-Parade erfahren, dass Stunden zuvor die vielleicht schwerste Abfahrt des Jahres stattfand. Am Semmering, wo die niederösterreichisch-steirische Landesgrenze quer durch die Piste verläuft, dreht sich indes alles um den Ski-Weltcup.

Frenkie Schinkels zog bei der Startnummern-Vergabe für die deutsche Weltmeisterin Viktoria Rebensburg die Eins. Mit dem angeschlagenen ehemaligen WM-Verteidiger Toni Pfeffer (Seitenbandriss beim Skibob) erschien ein weiterer Fußball-Oldie als Sportabgesandter von Erwin Pröll auf dem Semmering, ehe der Landesfürst himself den Damen beim zweiten Lauf trotz Schneetreibens mit blankem Haupt die Ehre gab. Samstag wird Pröll auch zum Slalom kommen – und sich vielleicht ein bissel im Wegschauen üben.

Unweit des Zauberberges hat der Semmering ein bissel Patina angelegt. Das riesige Südbahnhotel ist längst unbewohnt, das 124 Jahre alte, k&k-Nostalgie ausstrahlende Panhans erst seit elf Tagen vom Konkurs bewahrt.

So manches Haus schimmelt verlassen vor sich hin. Darunter auch das Café Erzherzog Johann, in dem die erste Semmering-Siegerin Elfi Eder 1995 ihre Pressekonferenz gab. Seit sechs Jahren ist das Gebäude auf der Passhöhe geschlossen. Wartet sein Besitzer gar auf bessere Zeiten? Er stammt aus ... Griechenland.

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