Von bunten Vögeln und weißen Westen
In Wahrheit hätten sie, hieß es an der alpinen Gerüchtebörse, Hermann Maier aufblatteln wollen
Doping. Vor genau zehn Jahren war Hans Knauß dort, wo er den ORF-Sehern an diesem Wochenende den Ski-Rennsport erklärt, als Sünder aufgeflogen: in der kanadischen Einsamkeit von Lake Louise. Im "Home of Grizzly", wo sich die Füchs’ gute Nacht sagen, aber die (Doping-) Jäger im Steirer ein schwarzes Schaf fanden.
In Wahrheit hätten sie, hieß es an der alpinen Gerüchtebörse, Hermann Maier aufblatteln wollen. Völlig unerwartet wurde aber Knauß erwischt, der damals als beliebtester Mann im Weltcup galt. Und ... es heute wieder ist. Selbst ausländische FIS-Funktionäre, die ihn einst sperrten, fallen ihm bei jedem Wiedersehen um den Hals.
Knauß soll laut Anklage unerlaubte Mittel gefuttert haben. Er beteuerte, nie wissentlich Verbotenes eingenommen zu haben, und zog gegen den US-Nahrungsergänzungsmittelhersteller Ultimate Nutrition vor Gericht. Der Prozess endete mit einem Vergleich.
Hans Dampf
Trotzdem: Die Renn-Karriere endete früher als von Knauß geplant. Dafür erfolgte sein Einstieg beim ORF offensichtlich zu günstiger Zeit. TV-Kritiker spötteln zwar mit beharrlicher Regelmäßigkeit über die mit Schladminger Zungenschlag vorgetragenen Knauß’schen Analysen, die Werbebranche aber lässt das Urteil der Geschmackspolizisten kalt.
Er kenne weltweit keinen in eine Dopingaffäre geschlitterten Sportler, dessen Image so wenig Schaden genommen habe wie jenes von Knauß. Das behauptet jedenfalls Sportjurist Christian Flick.
Paragrafen-Dressman
Flick hatte Knauß Rechtsbeistand geleistet. Im Gegensatz zu seinem Ski fahrenden Klienten, den Kicken nie interessierte, ist der Anwalt Fußballfreak. Er hat etliche Spieler gemanagt. Hat dem jetzigen Rapid-Vizekapitän Mario Sonnleitner juristisch den Weg von Graz nach Hütteldorf geebnet, hat Ex-Teamchef Josef Hickersberger im Rechtsstreit gegen Bahrains Verband vertreten.
Der 58-Jährige bringt in jeden noch so öden VIP-Klub Farbe, zumal er modemäßig ein Berufsjugendlicher ist. Ein Dresscode galt für Flick auch bei der ÖFB-Weihnachtsfeier nicht, bei der sich Präsident Leo Windtner und Generaldirektor Alfred Ludwig am drittletzten Novembertag fühlten, als fielen Christkindl, Ostern und Geburtstage zusammen.
Erstmals blieben ÖFB-Nachwuchsauswahlen in einem Dutzend Länderspiele hintereinander ungeschlagen, was auch mit ein Verdienst der vielgelästerten Klubs und der Akademien ist.
Erstmals in diesem Jahrtausend rückte die Nationalelf in der Weltrangliste, in der man sich schon jenseits von 100 befunden hatte, auf Platz 23 vor.
Erstmals seit Einführung der TV-Quoten-Messung lockte ein Freundschaftsspiel (gegen Brasilien) über eine Million ORF-Seher ins Patschenkino.
Und nicht zum ersten Mal ergaben alle an Österreichs Nationalkickern vorgenommenen Dopingtests das Resultat "negativ". Negativ = positiv für Marcel Kollers Team.
Kommentare