Umschalten statt Abschalten

Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

Nach einem 6:0 wär’s vermessen, den Erfolg auf ein bissel Glück zu reduzieren

von Wolfgang Winheim

über die WM-Qualifikation

Es kommt selten vor, dass ein Ersatzmann, der erst kurz vor Anpfiff von seinem Einsatz erfährt, ein paar Minuten später zwei Tore erzielt. Und es ist noch ungewöhnlicher, dass Rapids Marketingboss Andreas Marek so laut einen Austrianer bejubelt, dass das Prater-Oval bebt.

Dank Philipp Hosiner ist beides passiert.

Die Stimme von Marek, den sich der Fußballbund wie alle Länderspiele wieder vom SK Rapid als Stadionsprecher auslieh, überschlug sich förmlich, als Hosiner in Minute acht erstmals traf. Und nach Hosiners zweitem Tor in seinem erst zweiten Ländermatch atmeten nicht nur Marcel Koller und sein Betreuerstab, sondern auch die Verantwortlichen von ATV auf.

Denn nach dem Schützenfest sollte sich der sündteure Erwerb der TV-Rechte für Auslandsländerspiele schon am Dienstag mit einer Rekordquote für den Privatsender lohnen. In Dublin wird die geprüfte ehemalige Schiedsrichterin Elisabeth Auer mit Toni Pfeffer aus einem Glaskobel (Mietkosten für einen halben Tag 6000 Euro) moderieren.

Am Freitag durfte Herbert Prohaska (wie auch künftig bei Heimländerspielen) den höchsten Sieg seit 13 Jahren vor dem ORF-Mikrofon analysieren. Und in Anspielung auf Hosiner, der nur dank der Verletzung von Marc Janko bei Koller in die Startformation gerutscht war, meinte der Ex-Teamchef lächelnd: „Manchmal wird ein Teamchef halt zum Glück gezwungen.“

Nach einem 6:0 wär’s vermessen, den Erfolg auf ein bissel Glück zu reduzieren. Das weiß natürlich Prohaska, der voll des Lobes war. Aber er weiß auch, dass der unterhaltsame Kantersieg trotz der exzellenten Auftritte von Zlatko Junuzovic und Co. kein Garant für einen neuerlichen Erfolg am Dienstag in Dublin ist.

Trotzdem: Es darf wieder gehofft werden, dass es im letzten Gruppenspiel am 15. Oktober doch noch um alles geht. Dann, wenn ein Kleinstadion auf den Färöer-Inseln der Schauplatz ist. Dort wird, nimmt man den gestrigen Klassenunterschied als Maßstab, der unangenehmste Gegner der Wind sein.

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