Zwischen Top und Flop

Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

Die schwedische Politik investiert doppelt so viele Millionen in den Sport.

von Wolfgang Winheim

über den Vergleich Österreich - Schweden

Nach dem Geduldsspiel gegen eine moldawische Menschenmauer läuft Österreichs Fußball-Team am Dienstag als souveräner Tabellenerster in die Stockholmer Friends-Arena ein. Wer aber führt, wenn zwischen Schweden (9,6 Millionen Einwohner) und Österreich (8,5 Millionen) das Abschneiden in den anderen Sportarten miteinander verglichen wird?

Schwimmen

Die Schweden eroberten heuer bei der Weltmeisterschaft in Kazan sechs Medaillen (davon drei Goldene), Österreichs Team ging unter. Höhere Wellen schlagen nur gerichtsanhängige, finanzielle Ungereimtheiten im Verband. Punkt für Schweden. 0:1.

Leichtathletik

Obwohl mit 25 Athleten am Start, blieb Schweden bei der WM in Peking genauso medaillenlos wie Österreichs (fünfköpfiges) Mini-Aufgebot. Weiterhin 0:1

Tennis

Mein Gott, alter Schwede: Wo sind die Nachfolger von Björn Borg, Mats Wilander und Stefan Edberg geblieben? Nicht ein einziger junger Landsmann von ihnen scheint unter den Top 100 auf. Dank Dominik Thiem (mit 22 Jahren die Nummer 22 der Weltrangliste) gleicht Österreich zum 1:1 aus.

Handball

Nicht nur die (an der Legionärstruppe von Katar in Katar gescheiterten) österreichischen Herren, sondern auch die Schweden (von Polen eliminiert) schieden bei der WM 2015 im Achtelfinale aus. Daher bleibt’s beim 1:1.

Basketball

Die kommende EM findet – wie jene im Volleyball – ohne Schweden und Österreich statt. Qualifikation verpasst. Somit bekommen beide Länder bei der Punktevergabe einen Korb und es steht noch immer 1:1.

Eishockey

Die erfolgsverwöhnten Schweden mussten sich bei der heurigen WM mit Platz fünf begnügen. Trotzdem endet der Eis-Vergleich zu ihren Gunsten, weil Österreich 15. wurde. 1:2.

Ski Alpin

Dank Anna Fenninger, Marcel Hirscher und Hannes Reichelt rutscht Österreich noch einmal zum Ausgleich. 2:2.

Ski Nordisch

Im Langlauf zeigen die Skandinavier dem ÖSV die lange Nase. Und selbige haben die Schweden trotz schneidiger österreichischer Skispringer auch in der Gesamtwertung vorn. 2:3.

Weniger schmeichelhaft als dieses auf Kernsportarten beschränkte Match Blau-Gelb gegen Rot-Weiß-Rot fallen andere Gegenüberstellungen für Österreich aus.

Geld: Die schwedische Politik investiert doppelt so viele Millionen in den Sport, der zudem noch davon profitiert, dass der Verwaltungsapparat schlanker ist, weil es konträr zu Österreich keine zwischengeschalteten Dachverbände gibt.

Gesellschaftlicher Stellenwert des Sports: Ist in Schweden ungleich höher, obwohl 48.500 im ausverkauften Happel-Stadion plus 6257 wunderbar friedliche Fans am Freitag beim Drittliga-Match Vienna – Sportklub kurzfristig einen anderen Eindruck vermittelten.

Breitensport: Ist im Norden Spitze. Während hierzulande kaum drei von zehn Menschen regelmäßig Sport betreiben, sind’s in Schweden sieben von zehn. Sicher ein Mitgrund, warum Schwedens Männer die höchste Lebenserwartung (80,03) in Europa haben.

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