Tagebuch: Vorbildwirkung

Tagebuch: Vorbildwirkung
Es muss ja nicht jeder ein Maier oder Raich werden.
Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

Am Mittwoch schnallt Olympiasieger Benjamin Raich erstmals nach seinem Kreuzbandriss bei der WM in Garmisch-Partenkirchen auf dem Söldener Gletscher wieder die Skier an. Am Mittwoch in einer Woche werden's genau zehn Jahre sein, seit Hermann Maier bei einem Motorradunfall brutal aus seiner Karriere gerissen wurde. Sein Leibarzt und Chirurg Artur Trost rettete zusammen mit Gefäßspezialisten in letzter Sekunde Maiers rechtes Bein. Der Hermann gewann danach in Kitzbühel, wurde Weltmeister und marschierte im vergangenen Winter zum Südpol, obwohl bis heute eine tennisballgroße Delle sein Schienbein ziert. Immer noch ist Hermann Maier Junggeselle. Immer noch trainiert er täglich. Und immer noch ist er ein beliebter Anlass für Gerüchte und dermaßen populär, dass ein Sportartikelkonzern eine Mode-Kollektion mit ihm präsentieren wird. Maiers Olympiasiege, der Unfall und sein Comeback lösten eine internationales Medienecho aus, das im Widerspruch zum Ruf des Skirennlaufs stand, wonach das alpine Brettlrutschen nur eine Randsportart sei. Hierzulande werden mit dem Hinweis auf die geringe Zahl von Teilnehmerländern Erfolge gern geschmälert. So wie das soeben auch den Beachvolleyball-Damen und Österreichs Faustball-Team nach deren Silbermedaillen widerfährt. Doch entscheidend ist angesichts alarmierender medizinischer Statistiken längst nicht mehr, welchem Sport sich Österreichs Jugendliche zuwenden. Viel wichtiger ist, dass überhaupt noch Sport betrieben wird. Es muss ja nicht jeder ein Maier oder Raich werden.

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