US-Uhren ticken anders

Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

Klinsmann wurde vorgeworfen, dass er zu viele Legionäre aus Europa ins A-Team hole.

von Wolfgang Winheim

über Fußball in den USA

Auch wenn es für Rapid heute gegen Bilbao nicht mehr um den Aufstieg geht, die Medienabteilung des Rekordmeisters bleibt rekordverdächtig. So ließ sie in ihrer Aussendung Nr. 199 vor dem Europa-League-Abschied wissen, dass sich 40 Damen aus Rauchenwarth (NÖ) unter Leitung von Susanne Herzog zum ersten ausschließlich weiblichen Fußball-Fanklub Österreichs zusammengeschlossen haben.

Im Gegensatz zu Obfrau Herzog landet der mit ihr nicht verwandte Rekordinternationale Andreas Herzog in keiner unterstützenden Funktion bei Rapid. Obwohl der Sportdirektor-Posten noch vakant und der ehemalige Teamkapitän im Gegensatz zum ehemaligen Teamkapitän Andreas Ivanschitz (Samstag mit Seattle im Major-League-Finale gegen Toronto) nicht mehr im US-Fußball engagiert ist.

Herzog sieht seine berufliche Zukunft vorerst nicht am Schreibtisch, sondern als Trainer auf dem Platz. So wie er das in den letzten fünf Jahren als Assistent vom deutschen US-Teamchef Jürgen Klinsmann war.

Nach der Entlassung von Klinsmann und Herzog hat sich mit Ex-Europameister-Macher Berti Vogts auch ein weiterer Klinsmann-Helfer vom US-Verband verabschiedet und kopfschüttelnd zu Kenntnis genommen, dass die Uhren "drüben" anders gehen. "In Deutschland wär’s unvorstellbar, dass am Länderspieltag auch noch Bayern gegen Gladbach spielt" kritisiert Vogts im kicker. Aber die Amerikaner seien der irrigen Ansicht, dass sie wie im Basketball, Baseball und Football auch im Fußball mit ihren Methoden die Nummer eins zu sein haben.

Herzog widerspricht nicht. Einerseits bekam er als Olympia-Auswahlcoach von den US-Klubs oft nicht seine Wunschspieler, andererseits wurde Klinsmann vorgeworfen, dass er zu viele Legionäre aus Europa ins A-Team hole. Unter Nachfolger Bruce Arena soll das anders sein. Es sollen nur solche Spieler forciert werden, die in den USA kicken. Waschechte Amerika-treue US-Boys halt. Das hört sich fast schon wie vorauseilender gehorsam gegenüber Ober-Teamchef Donald Trump an.

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