Tagebuch: Über den Wolken

Wolfgang Winheim
Hannes Reichelt kennt keine Flugangst.
Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

Nirgendwo erreichen die Alpinen einen so hohen Luftstand wie in Gröden,

... wo am Samstag zum 50. Mal abgefahren wird; ... wo Uli Spieß im Winter 1980, begleitet vom kollektiven Kopfschütteln der Trainer, als Erster die Kamelbuckel zu überspringen wagte; ... wo Michael Walchhofer seit Dezember 2003 mit 88 Metern den (inoffiziellen) Weitenrekord hält; ... und wo die meisten Starter auch diesmal fünf Meter über dem Kunstschnee an den Baumwipfeln vorbeisegeln werden.

Flugangst kennen die Abfahrtsläufer keine. Und wenn doch, dann geben sie die nicht zu. Hannes Reichelt, 31, ist diesbezüglich über jeden Verdacht erhaben. Schließlich befindet sich der Radstädter, dessen Stern vor neun Jahren in Gröden aufgegangen ist, parallel zu seiner von schweren verletzungsbedingten Rückschlägen geprägten Renn-Karriere in der Pilotenausbildung.

Eine einmotorige Cessna darf er bereits steuern, wobei er sich wundert, "wie viele Leut` freiwillig mit mir fliegen wollen".

Spaß beiseite: So wie sein ehemaliger Teamkollege (und nunmehriger Eurosport-Co-Kommentator) Christoph Gruber spekuliert Reichelt damit, einmal hauptberuflich eine Boeing zu fliegen. Vorausgesetzt, es ergibt sich überhaupt die Aussicht dafür. Denn der Kampf um einen Arbeitsplatz in einem Cockpit, weiß Reichelt, sei noch härter als der um einen Weltcup-Start im Skizirkus. "Und den Niki Lauda kenn i leider nit."

Zudem kostet die Ausbildung zum Berufspiloten 65.000 Euro. Dazu müsste Reichelt ein Mal in Kitzbühel gewinnen. Oder drei Mal in Gröden. Mit je 22.000 Euro werden heuer die Südtiroler Mutproben (Super-G plus Abfahrt) von den Veranstaltern belohnt.

 

 

 

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