Stürze werden teurer

Eine Revolution im Skisport bahnt sich an. Stürzen wird teurer und sanfter gemacht.
Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

Eine Revolution im Skisport bahnt sich an. Stürzen wird teurer und sanfter gemacht.

von Wolfgang Winheim

über Airbags

Ein Abfahrtssturz wird ab der nächsten Renn-Saison zwischen 1800 und 2400 Euro kosten. Aber dafür bleibt dem Ski-Opfer mit hoher Wahrscheinlichkeit ein – viel teurerer – Spitalsaufenthalt erspart.

1800 bis 2400? Mit so vielen Euro muss beim Erwerb eines (im Abfahrtsanzug integrierten) Airbags kalkuliert werden. Er könnte den Rennlauf revolutionieren. Die alpinen Experimente mit dem Airbag befinden sich in der finalen Phase.

Im Grödener Abfahrtstraining rasten Jan Hudec und Werner Heel die Saslong mit dem Airbag am Nacken zu Tal. Anlässlich der nächsten Weltcup-Abfahrt in Bormio (29. Dezember) wird der Test im FIS-Auftrag von Läufern des kanadischen und des italienischen Ski-Teams wiederholt.

Kanadier und Italiener werden von der italienischen Firma Dainese ausgerüstet, die ihr Know-how aus dem Motorrad-Rennsport einbrachte und die Daten von über 400 Ski-Trainingsläufen speichern ließ.

Wird der Airbag in Rennen eingesetzt, muss er schon aus Gründen der Chancengleichheit für alle Starter erhältlich sein, zumal er die Aerodynamik verändert und einen Zeitvorteil von ein paar Hundertstelsekunden bringen könnte. Andererseits schränke der Airbag die Beweglichkeit etwas ein, sagt der Südtiroler Testpilot Heel. „Aber das stört mich nicht.“

Im Moment, in dem der Körper in eine unnatürliche Position (Extrembeispiel Salto) gerät, geht der Airbag auf. Ein zweites Mal ist er danach nicht mehr verwendbar.

ÖSV-Cheftrainer Mathias Berthold reagiert ungeachtet der hohen Kosten („Wir können ja nicht nur die Stars ausrüsten und die Nachwuchsfahrer vergessen“) auf die von Weltcup-Chef Günter Hujara in Gröden vorgenommene Präsentation des Airbags „tief beeindruckt“. Berthold glaubt, dass dadurch folgenschwere Verletzungen wie jene von Daniel Albrecht oder Hans Grugger künftig verhindert werden können.

Die beiden Kitzbühel-Opfer waren wochenlang im Koma gelegen und verdankten das Überleben nur ihrer ungewöhnlich guten körperlichen Verfassung. Beide fahren wieder, Albrecht versuchte sogar ein Renn-Comeback.

Inzwischen begann der Salzburger Grugger (2005 Super-G-Sieger in Gröden) ein Studium für Sport und Geschichte, nachdem der Bergfex zuvor das Schwimmen hatte erlernen müssen. Und der Schweizer Albrecht will am morgigen Sonntag dort, wo er 2008 noch gewonnen hat, in neuer Funktion im Skisport mitplaudern – als Co-Kommentator für Eurosport beim Riesenslalom in Alta Badia.

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