Tagebuch: Streikbrecher
Zwei Drittel der Klubs der spanischen Primera und Segunda División haben mehr Abos verkauft als Rapid (10.600) und Austria (6200). Trotzdem meldeten 24 der 42 Klubs Konkurs an. Und trotzdem blieben alle diese Pleitevereine in den obersten Ligen. Jedoch: Ihre Spieler spielen nicht mehr mit. Das meist zitierte Wort an diesem Wochenende lautet weder Messi noch Mourinho, sondern Huelga. Streik. Ligastart abgesagt. Im Gegensatz zum Wiener Schlager findet das südlichste Stadtderby Europas (Betis Sevilla - FC Sevilla) am Sonntag ebenso wenig statt wie das - von der Temperatur her - heißeste Spiel. Die Profis von Aufsteiger Rayo Vallecano, die sich im März aus Wut über offene Gehälter in der Kabine einsperrten, laufen nicht um 12 Uhr mittags im Madrider Vorort gegen Mallorca ein. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Einen High Noon wird es künftig jeden Sonntag in der Primera geben - damit zumindest ein Match in Fernost zur Primetime zu sehen ist. Mit dem Einstieg in den asiatischen TV-Markt sprengen die Spanier die Milliardengrenze. Von dieser Euro-Milliarde an Fernsehgeldern erhält Toni Polsters Ex-Klub Rayo 18 Millionen. Das ist zwar so viel wie Österreichs ganze Liga von Sky und dem ORF bekommt. Aber kaum ein Zehntel jener Summe, die Barça und Real jeweils kassieren. Nur die Superklubs zahlen ihre Superstars pünktlich: Cristiano Ronaldo (Real) 12 Mille jährlich, Messi (Barça) 10,5, Kaká 9 (Real), Alves, Iniesta, Villa, Xavi (Barca) je 7. Somit überrascht auch nicht, dass Barças Millionäre den Streik brechen und morgen beim traditionellen Gamper-Turnier antreten. Ihr Zauberfußball gilt als Mittel, um vom sozialen Elend (26 Prozent aller Spanier sind arbeitslos) abzulenken. Doch die Kluft zwischen Arm und Reich wird immer breiter. Im Fußball. In Europa. Überall. Buenas noches.
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