Schnaps ist Schnaps

Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

2:06,23 Minuten dauerte Matthias Mayers Triumphfahrt.

von Wolfgang Winheim

über die Olympia-Mayerei

Als Karl Schranz von Russlands Staatschef auf dessen Datscha bei Moskau empfangen wurde, habe man stets Tee getrunken. Und Alkohol? „Um Gottes Willen, nein“, versicherte der Altmeister. Dazu sei Wladimir Wladimirowitsch Putin ein zu konsequenter Asket.

Demnach wird bei Putins Besuch im Austria-Tirol-Haus eher Wasser im Schnaps-Glasl gewesen sein. Und Schranz wird das seinige, falls doch Hochprozentiges drin war, in bewährter Manier klammheimlich über einem Blumenkistel entleert haben. Wie auch immer – Polemisieren geschweige denn Politisieren ist auf die Dauer nicht eines Sportjournalisten Bier. Vor allem dann nicht, wenn’s bereits drei Medaillen gibt, mit denen es sich zugegeben leichter loben lässt.

Es ist jedenfalls längst nicht alles mies, was an Sotschi schlechtgeredet und -geschrieben wird.

Die Russen, meinen Olympia-Erfahrene, seien freundlicher als die Gastgeber früherer Winterspiele (Vancouver 2010 ausgenommen). Die Kontrollen seien nicht ärger als 2002 in Salt Lake City. Und vom olympischen Dorf wird von verwöhnten Westlern mittlerweile via Social Media geschwärmt.

Schnaps ist Schnaps
APA16884334-2 - 09022014 - SOTSCHI - RUSSISCHE FÖDERATION: OLYMPISCHE WINTERSPIELE SOTSCHI 2014 - Matthias Mayer (AUT) präsentiert am Sonntag, 09. Februar 2014, im Austria Tirol House seine Goldmedaille. APA-FOTO: HELMUT FOHRINGER

Auch soll bei allem Spott, wonach Putins Spiele am wärmsten Ort Russlands stattfinden, nicht unerwähnt bleiben, dass ausgerechnet im subtropischen Sotschi gelang, was in den Alpen im Jahr 2014 kein einziges Mal möglich war. Nämlich ein Herren-Abfahrtslauf auf einer ungekürzten sehr, sehr selektiven Piste.

Mehr noch:

Matthias Mayer, 23, musste für sein Gold länger arbeiten (2:06,23 Minuten) als alle anderen Weltcup-Abfahrtssieger in dieser Saison; als Dominik Paris (1:49,90) in Lake Louise, als Aksel Lund Svindal (1:44,50) in Beaver Creek , als Erik Guay (1:56,65) in Gröden, als Svindal (1.54,08) in Bormio, als Patrick Küng (1:32,66) auf dem Lauberhorn, als Hannes Reichelt (2:03,88) in Kitzbühel.

Mayerei

Der Name Mayer löst speziell unter Ausländern nicht zum ersten Mal Kopfweh und die Frage aus, wer denn mit wem verwandt sei. Zur Klarstellung:

Der (mit dem Kärntner Olympiasieger nicht verwandte) ehemalige Kärntner Torläufer Christian Mayer ist bis heute ORF-Co-Kommentator, wenn in Kranjska Gora gefahren wird. Der Salzburger (mit MM nicht verwandte) ehemalige Wasa-Lauf-Sieger Walter Mayer steht wegen der Doping-Affäre bis heute auf der Watchlist des IOC. Und vom Salzburger Hermann Maier weiß bis heute kaum wer, dass er 1995 in Schladming bei der (von der FIS verboten gewesenen) Pro-Ski-Tour unter dem Namen von Matthias’ im Weltcup nicht mehr aktivem Vater Helmut Mayer startete und sich so Zores mit dem Verband ersparte.

Aber diese Story wird im Skizirkus frühestens nach dem dritten Schnaps bestätigt.

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