Parallel-Welten

Was haben die 32 WM-Teamchefs gemeinsam? Sie kritisieren das Schwarz-Weiß-Denken der Kritiker. "Held oder Dodel. Dazwischen gibt es nichts", lautet die Beschwerde. Umgekehrt machen Trainer den Medien die Arbeit schwer. Meist wird hinter verschlossenen Türen trainiert. Oder TV-Teams dürfen nur noch beim Aufwärmen filmen.

Auch ÖFB-Teamchef Marcel Koller lässt schon gern für den Ernstfall proben, obwohl sich ohnehin nur vier, fünf Reporter ins Camp nach Seefeld verirren. Mussten die Ordner vor dem Freundschaftsspiel gegen Island beim Training oft nur die Eckfahnen bewachen, so war kürzlich die Anspannung groß, als der iranische Außenminister – psst, geheim – flankiert von Cobra-Leuten seine kickenden Landsleute in der Steiermark besuchte.

Das WM-Team des Iran bereitete sich 20 Tage in Bad Waltersdorf und Stegersbach vor, ehe nach einem Länderspiel gegen Angola gestern heimgeflogen wurde. In ländlicher NÖ-Idylle hatte drei Tage zuvor Kanada gegen Moldawien geprobt. Nur bei den Kroaten, die das WM-Eröffnungsspiel gegen Brasilien bestreiten, geht’s in Bad Tatzmannsdorf ein bissel hektischer zu. Doch in der Regel gilt: Österreich wurde nicht nur wegen Landschaft, Luft und Kost, sondern auch wegen der Ruhe zu Europas größtem Fußball-Camp.

Nirgendwo können Trainer so ungestört arbeiten. Kaum woanders regt die Anwesenheit von Profis so wenig auf, wenn nicht gerade ein Superstar hierzulande schwitzt. So einer kündigt sich für Anfang Juli mit Zlatan Ibrahimovic an. Der Schwede rückt mit seinem Pariser Klub in Stegersbach ein, zumal Schweden die WM verpasste und Ibra somit das Promi-Team von WM-Zusehern verstärkt, das sich wie folgt bilden lässt: Cech (Tschechien/Arsenal); Piszczek (Polen/Dortmund), Ivanovic (Serbien, Chelsea), Alaba (Österreich/FC Bayern); Hamsik (Slowakei/Napoli), Sahin (Türkei/Dortmund), Michitarjan (Armenien/Dortmund), Kampl (Slowenien/ RB Salzburg); Bale (Wales/Real Madrid), Lewandowski (Polen/Dortmund), Ibrahimovic (Schweden/PSG).