Tagebuch: Nostalgische Gefühle
In 30 Tagen wird Innsbruck die erste Stadt sein, in der zum dritten Mal das olympische Feuer lodert. Noch aber kann sich kaum wer so richtig erwärmen für die ersten Jugend-Winterspiele, obwohl am Samstag die Fackel in Athen entzündet und nach Österreich geflogen wird. Es seien ja nur Jugendspiele, hören die Organisatoren ihre Landsleut` sagen. Um mit PR gegenzusteuern, organisierten ÖOC-Generalsekretär Peter Mennel und Tirol-Werbedirektor Josef Margreiter einen Nostalgietreff am Patscherkofel, wo Egon Zimmermann 1964 und Franz Klammer 1976 Olympiasieger geworden waren. Und wo – ermöglicht von ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel, dem mittlerweile der ganze Innsbrucker Hausberg gehört – sämtliche Alpinbewerbe der Jugendspiele über die (Kunstschnee-)Bühne gehen werden.Klammer gesteht, dass er noch am Vorabend seines eindrucksvollen Sieges mit dem Ausrüster gestritten hatte, "weil i mi g`weigert hab`, den Loch-Ski zu fahren". Zimmermann erzählt, dass 1964 wie 1976 die Landschaft rund um Innsbruck aper gewesen sei.Trotzdem konnte um Medaillen gefahren werden. Dank Schneetransporten aus Südtirol und dank Rennleiter Ernst Spieß. Das Schicksal wollte es, dass zum gleichen Zeitpunkt, zu dem am Montag am Patscherkofel über alte Zeiten geschwärmt wurde, dieser verdienstvolle Ski-Fachmann für immer seine Augen schloss. Spieß galt mit seiner Weltmeister-Gattin Rikki Mahringer als Pionier auf dem Kinderskischul-Lehrwesen. Nicola und Uli Spieß, der Springerkönig, wurden unter Regie ihres Vaters im Abfahrt-Weltcup Spitze. Auch die Wiener Fußballprominenz trauert um die Tiroler Ski-Ikone. Herbert Prohaska und Karl Daxbacher fahren seit 25 Jahren Winter für Winter zur Familie Spieß ins Zillertal, seit ihre Kinder dort mit viel Liebe in die Brettlkünste eingeweiht wurden.Spieß wären die Worte "Nur Jugendspiele ..." nie über die Lippen gekommen.
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