Tagebuch: Mit Airbag zur Streif
Kaum sind die Diskussionen über den gerissenen Reißverschluss vom verhinderten Kulm-Sieger Gregor Schlierenzauer abgeebbt, heißt’s im Wintersportlager schon wieder: Warm anziehen. Ab Dienstag wird vom Hahnenkamm abgefahren; wird unter Debütanten die Angst dominieren; werden Erinnerungen an dramatische Unfälle wach.Hans Grugger, der im Vorjahr 10 Tage im Koma und insgesamt 57 Tage im Krankenhaus gelegen war, erlangte schon den Status eines Genussskiläufers. Soll heißen: Das Mausefalle-Opfer kann zwar (noch?) keine Rennen, aber zum Vergnügen fahren.Der Schweizer Daniel Albrecht , der noch Wochen nach der Bruchlandung am Kitzbüheler Zielsprung (22. Jänner 2009) weder seinen Namen noch sein Alter wusste, hat bis heute – wobei allein sein Comeback einem Wunder glich – nicht den Anschluss an die Spitze gefunden. Er müht sich an der Nebenfront (Europacup) ab, denkt ans Karriereende.Der Amerikaner Scott MacCartney, der an der gleichen Stelle wie ein Jahr später Albrecht beinahe sein Leben ließ, ist dem Skisport als Berater und Athletensprecher im US-Nachwuchsbereich erhalten geblieben.Der Kanadier Brian Stemmle wagt sich heuer – als TV-Reporter – erstmals an den Schauplatz seines einstigen Beinahe-Todes zurück. Stemmle hatte 1989 schwerste Unterleibsverletzungen erlitten und danach einen Millionenprozess gegen die Kitzbüheler Veranstalter gewonnen. Die Passage an der Steilhang-Ausfahrt ist heute ungleich klüger abgesichert. Auch an anderen Rennschauplätzen wurde auf Brutalo-Stürze reagiert.Von der revolutionärsten Verbesserung in Sachen Sicherheit sollte die Ski-Welt am Donnerstag erfahren. Zumindest hört sich die Einladung zur Pressekonferenz vielversprechend an: Aksel Lund Svindal und ein italienischer Ausrüster werden im FIS-Auftrag den ersten skirenntauglichen Airbag präsentieren.
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