Tagebuch: Kinder, wie die Zeit vergeht

Tagebuch: Kinder, wie die Zeit vergeht
Der letzte Fußballer, der Sportler des Jahres wurde, fährt eine "deutsche Hocke", meint zumindest Mario Scheiber.
Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

Die Sportlerwahl des Jahres 2011 geriet zur Machtdemonstration des Wintersports. Auf den Plätzen 1, 2 und 3 Lizz Görgl, Marlies Schild und Anna Fenninger. Platz 1 für Springer Thomas Morgenstern vor Snowboarder Benjamin Karl aus Niederösterreich. Platz 1 im Behindertensport für die in ihrem Rollstuhl stets Fröhlichkeit ausstrahlende Claudia Lösch, die auf der Piste jedem Nicht-Skilehrer davonsaust. Platz 1 für die Skispringer in der Mannschaftswertung. Ja, sogar bei der Show danach verdiente ein Schneesportler - symbolisch - einen Pokal. Der Kombinierer Bernhard Gruber kopierte ohne Playback den aktuellen Nummer-1-Hit von Ö 3 mit Elektrogitarre und Stimmgewalt dermaßen gekonnt, dass die 1500 Gäste in der Vösendorfer Pyramide meinten, Hubert von Goisern selbst stünde vor ihnen. Töne in Moll mischen sich in die fidele Wintersportfamilie nur, wenn rückläufige Zahlen über Schulskikurse und schneebegeisterte Jugendliche bekannt werden. Olympiasieger Fritz Strobl, 39, versucht gegenzusteuern. Mit einem Buch. Als Hans Knauß davon erfuhr, beruhigte Strobl seinen Spezi: "Hans, du musst nicht schwitzen. Es wird ein Kinderbuch." Sollte heißen: Strobl würde keine delikaten Interna von Einkehrschwüngen verraten. Doch auch jene reich illustrierten Storys, die er mit Autorin Karin Ammerer unter dem Titel "Fritz Blitz" verfasste, lesen sich amüsant genug, um die Zielgruppe (8 bis 12 Jahre) heiß auf Schnee zu machen. Zur Buchpräsentation lud Strobl eine Schulklasse vom Wiener Enkplatz ins Haus des Sports, wo er gemeinsam mit den Kindern 1:51 Minuten lang in die Hocke ging, während das Video von seinem Kitzbüheler Streckenrekord über Bildschirme flimmerte. Im Hintergrund lächelten Gold-Kollegen wie Annemarie Moser, Franz Klammer, Stephan Eberharter und Michael Walchhofer. Ihr Beifall sprach Bände. Ein Buch mit Strobl-Widmung bekam auch Toni Polster. Über dessen Skistil Mario Scheiber einmal keck gemeint hatte: "Der Toni fährt a deutsche Hocke." Polster war der letzte Fußballer, den die Sportjournalisten 1997 zum Sportler des Jahres wählten. Obwohl Strobl in diesem 97-er-Jahr besagten Streif-Rekord erzielt hatte.

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