Indiskutabel

Vor fünf Jahren, als Wladimir Putin nach dem Moskauer Parallelslalom die Teilnehmer zu einem Kurztrip nach Sotschi eingeladen hatte, klopfte Ted Ligety dem obersten Russen noch unbekümmert auf die Schulter und drückte ihm beim Dinner einen Sticker „Vote Obama“ in die Hand. Inzwischen kritisiert der US-Weltmeister via Sky News die Vergabe der Spiele an Russland. Auch die Schweizerin Lara Gut meldete sich mit deftigen Worten gegenüber Sotschi und dem IOC zu Wort. Nur ÖSV-Stars halten sich, so wie ihnen von der Verbandsspitze geraten, mit kritischen Äußerungen in der Öffentlichkeit zurück. Was nicht heißt, dass Hannes Reichelt und Kollegen auch abseits von Mikrofonen politisch meinungslos sind: Teamintern wird sehr wohl diskutiert.

Geld hingegen ist unter den Rennläufern kein Thema, obwohl gerade die Kitzbüheler so viel an sie weiterleiten wie kein anderer Weltcup-Schauplatz.

Felix Neureuther und Hannes Reichelt erhalten für ihre Siege je 70.000 Euro. So viel Preisgeld hatte der 33-jährige Reichelt in seiner Karriere noch nie kassiert. Auch wenn die Netto-Summe niedriger sein wird als jene Geldstrafe, die Fußball-Legionär Marko Arnautovic in der Vorwoche von einem deutschen Gericht wegen steuerrechtlich illegalen Benützens eines Luxusboliden aufgebrummt wurde.

Da Kitzbühel als einziger Veranstalter Prämien bis zu Platz 30 auszahlt, erhält Marcel Hirscher für seinen Slalom-Patzer (Endrang 23) 950 Euro.

Bereits morgen hat Hirscher Gelegenheit, beim Schladminger Nightrace wieder viel mehr Euro und Punkte zu ercarven. Danach ist wochenlang Pause im Abkassieren. Denn das Internationale Olympische Komitee lässt, obwohl im Geld schwimmend, seine Athleten wie alle vier Jahre wieder zum Nulltarif fahren. Argument: Die Olympioniken würden ihr Gold ohnehin genug versilbern. Was freilich oft nur auf populäre Typen zutrifft.

In Wahrheit haben die IOC-Bonzen das olympische Motto citius, altius, fortius längst zu ihren eigenen Gunsten erweitert: schneller, höher, stärker, geiziger, ignoranter, reicher.