Tagebuch: Her mit fair

Wolfgang Winheim
Uneigennützige Hilfe im Spitzensport.
Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

Ehe Franz Klammer ("Ich bin a Zündler") am Bergisel das olympischer Feuer entfachte, konnte sich der sonst kritische Olympiasieger zu seiner eigenen Überraschung als TV-Zuschauer für die Wengener Kombi-Abfahrt ("a spektakuläres Rennen") erwärmen.Und ehe in Gegenwart vom Ski-Kaiser Franz, Fürst Albert von Monaco und 18.000 weiteren Besuchern die ersten Jugend-Winterspiele eröffnet wurden, ehrten Bundespräsident Heinz Fischer und Journalisten-Weltpräsident Gianni Merlo eine junge Dame, die zum ersten Mal Schnee sah. Nur mit einer Handtasche, ohne Mantel und Haube, kam Priscah Jeptoo aus Kenia angeflogen. Dort genießt die Paris-Marathon-Siegerin Heldenstatus, seit sie im August bei der Leichtathletik-WM in Korea ihren Lauf stoppte, als Landsfrau Edna Kiplagat bei Kilometer 35 und 40 Grad zu Boden ging. Jeptoo leistete Erste Hilfe, Kiplagat konnte das Rennen fortsetzen und – gewinnen.Jeptoo wurde "nur" Zweite. Doch für sie, erzählt die Vizeweltmeisterin, die als Kind täglich fünf Kilometer in die Schule zu laufen und sich mit elf Geschwistern Brot und Wasser zu teilen hatte, sei immer schon selbstverständlich gewesen, was in der heutigen Sportwelt der Egomanen selten ist:Uneigennützige Hilfe.Dafür erhielt Jeptoo den Fairness-Award. So wie die Jugendabteilung des FC Barcelona auch. Dessen namhafter U-18-Trainer Sergi hatte seine Burschen im Ligaspiel gegen Castelldefels angewiesen, den Gegner vom Anstoß weg mit dem Ball bis ins Barcelona-Tor rennen zu lassen, nachdem Barça zuvor das 1:0 erzielt hatte, während der Tormann verletzt auf dem Boden lag. Das Match endete 1:1.Fairness werde bis in die oberste Etage die Einstellung des FC Barcelona bleiben, versprach Barça-Vize-Präsident Carles Vilarrubi i Carrio bei der Pokalübernahme in Innsbruck.Bleibt die Frage, ob diese Philosophie auch bei den Jänner-Klassikern gegen den Rivalen Real Madrid gelten wird. Dessen Trainer Jose Mourinho zündelt fast täglich.

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