Tagebuch: Geld-Adel verpflichtet

Wolfgang Winheim
Um Alta Badia hat die Wirtschaftskrise scheinbar einen Bogen gemacht.
Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

Jedes Jahr noch teurere Allrad-Boliden, jedes Jahr noch mehr Gäst` vom norditalienischen Geldadel, jedes Jahr noch mehr Haubenköche in neuen, rustikal-g`mütlichen Häusern – um Alta Badia scheint die Wirtschaftskrise einen kräftigen Stemmbogen gemacht zu haben. Passend zum Ambiente belohnen die Veranstalter im Hochabteital die Riesenslalom-Besten mit Riesenprämien:31.000 Euro brutto für Sieger Massimiliano Blardone, 18.000 für den zweitplatzierten Hannes Reichelt, 13.000 für Philipp Schörghofer.Die boshafte Unterstellung, wonach Alta Badia nur deshalb so großzügig sei, weil die Siegesprämie aufgrund des italienischen Heimvorteiles (Training vor Ort) ohnehin im Lande bleibe, hat den Organisatoren allerdings nicht erst Blardone, sondern Alberto Tomba eingebrockt.Am Montag wird der Alta-Badia-Ehrengast und hartnäckige Junggeselle 45 Jahre alt. Während Tomba in einer Pizzeria unbehelligt von Weltcup-Ignoranten seinen Geburtstag vorfeierte, saß Rainer Schönfelder vielleicht zum letzten Mal auf Verbandskosten im Viersternehotel Posta Zirm von Corvara beim Abendessen.Der ehemalige, immer wieder durch Verletzungen zurückgeworfene Slalom-Weltcupsieger müsste am Montag in Alta Badia und am Mittwoch in Flachau zumindest die Qualifikation für den zweiten Lauf schaffen, damit er auch noch im Jänner bei den Klassikern in Wengen, Schladming und Kitz mitcarven darf.

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Kritikern, denen der Paradiesvogel immer schon zu schrill war und die eine Verjüngung des Slalomteams fordern, kann entgegengehalten werden: Schönfelder verstellte zuletzt keinem Talent den Platz – und das Budget des ÖSV hatte er auch nicht belastet, sondern das Sommercamp in Neuseeland plus Privattrainer selbst finanziert. 80.000 Euro investierte das Nicht-mehr-Kadermitglied seit April in den Comebackversuch, dessen Ziel Schönfelder so formuliert: "Ich will den Slalomschwung so beherrschen wie Marcel Hirscher." Für den 34-Jährigen wurde der 22-Jährige zum Maß aller stilistischen Dinge.

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