Tagebuch: Ein Teil des Spiels

Tagebuch: Ein Teil des Spiels
Beachvolleyball lebt vom gemeinsamen Feiern, der Fußball vom kollektiven Nörgeln.
Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

Klagenfurt. Unweit vom Quartier des österreichischen Nationalteams werden soeben die Stahlrohr-Tribünen abgebaut. Dem Druck von insgesamt 138.0000 Zuschauern hatten sie in den letzten feucht-fröhlichen Tagen standhalten müssen. Dass die österreichischen Beach-Volleyballer erstmals nach elf Jahren vor der Finalphase am Wörthersee baden gingen, hat niemanden empört. Kein böses Mail, keine wütender Leser am Redaktionstelefon. Kein Vergleich zu den Reaktionen nach Kicker-Niederlagen. Überspitzt formuliert ließe sich behaupten: Beachvolleyball lebt vom gemeinsamen Feiern, der Fußball vom kollektiven Nörgeln. 13.000 können Mittwoch das Gegenteil beweisen, sofern David Alaba und Co in der - baupolizeilich zur Hälfte gesperrten - Wörthersee-Arena gegen die Slowakei an die Juni-Leistungen anschließen. Teamchef Didi Constantini ist bereits im Vorfeld angezählt. Zudem werden von deutscher Seite Inserate für Christoph Daum aufgegeben, dem's bei der Austria in Wien gut gefiel. Daum? Das ist der Mann, der deutscher Teamchef geworden wäre, hätte er nicht seine Nase in weißes Pulver gesteckt, aber das ist Schnee von vorgestern. Und wenn man Präsident Leo Windtner glaubt, dann bleibt Daum heute wie am Mittwoch für den ÖFB unaktuell. Constantini sitzt trotzdem locker im Sattel. Diskussionen um den Teamchef untergraben dessen Autorität. Dass sie um den bei Gott nicht fehlerlosen Constantini just einige Wochen nach den ersten guten Länderspiel-Leistungen im Jahr (moralischer Sieger gegen Deutschland, klarer Sieger gegen Lettland) wieder aufflammen - wirkt paradox. Ist typisch österreichisch. Ist typisch für den Fußball. Oder, wie es in Kärnten abseits des Sports zuletzt so häufig hieß: part of the game.

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