Tagebuch: Ehrensache

Tagebuch: Ehrensache
ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel wird seinen 70. Geburtstag fernab der Zivilisation verbringen.
Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

Fitter als 40-Jährige, ehrgeiziger und eitler als viele 30-Jährige - daher wird Peter Schröcksnadel seinen 70. Geburtstag nicht an die große Glocke hängen, sondern ihn am 31. Juli fernab der Zivilisation auf seiner Ranch im kanadischen Westen verbringen. Spätestens morgen aber erfährt die österreichische Sportfamilie ohnehin, dass ihrem erfolgreichsten Präsidenten der runde Geburtstag bevorsteht. Wenn Minister Norbert Darabos in Wien Peter Schröcksnadel das Goldene Ehrenzeichen der Republik verleiht. Etliche Goldene von Doppel-Olympiasieger Benjamin Raich abwärts wollen zur Feier kommen. Kein anderer Sportpräsident hat sich trotz seiner Kanten und Ecken unter den Aktiven je so großer Wertschätzung erfreut. Ja, Stars wie Hermann Maier hätten, als Schröcksnadel 2006 während der Turiner Doping-Affäre ins Schussfeld geriet, notfalls ultimativ vor laufender Kamera ihr Karriereende verkündet, wäre Schröcksnadel im olympischen Intrigantenstadl abgesetzt worden. Ehe der Vermarktungsprofi Ende der 80er-Jahre einen finanzmaroden ÖSV übernahm, hatten die Alpinen fast zehn Jahre auf Siege gewartet, die inzwischen oft zu selbstverständlich geworden sind.

Kommissar S

Im Geldauftreiben erwies sich Schröcksnadel als ebenso hartnäckig wie im Verfolgen seiner Feinde. Ohne ihn wäre der ÖOC-Skandal nie aufgedeckt worden. Der sture Tiroler hetzte einem (zu) goscherten Wiener (Ex-ÖOC-Generalsekretär Heinz Jungwirth ) sogar einen Detektiv an den Hals. Als Funktionär wurde der 1,69 Meter kleine Alpen-Ecclestone, der den Titel Professor für seine Verdienste um mehr Sicherheit auf den Pisten erhielt, auch ausländischen Konkurrenten eine Nummer zu groß. Als Seniorenrennfahrer wird Schröcksnadel in der Klasse 70 plus überhaupt unschlagbar sein.

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