Der Vizepräsident bleibt Österreichs letzter Abfahrtschampion

Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

Kein Zufall, dass sich die ganz Großen erst nach Karriereende zur Gründung einer Familie entschlossen.

von Wolfgang Winheim

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Ob Karl Schranz, Stephan Eberharter oder Hermann Maier – es wird kein Zufall sein, dass sich die ganz Großen erst nach Karriereende zur Gründung einer Familie entschlossen. Inzwischen existiert sogar eine inoffizielle Faustregel, wonach jedes Kind den rasenden Vater pro Abfahrtsrennen eine Sekunde koste – weil im Grenzfall das Verantwortungsbewusstein gegenüber der Familie doch größer als die Gier nach einer Medaille sei. Tatsächlich sind in den letzten 25 Jahren nur drei von elf Abfahrtsweltmeistern bereits zum Zeitpunkt des Titelgewinns Väter gewesen: Hannes Trinkl, Michael Walchhofer und Erik Guay.

So geht’s den Vorgängern vom neuen Schweizer Champion Patrick Küng:

Hotelier Patrick Ortlieb ist Vorarlberger Ski-Präsident. Tochter Nina, die 1996 zwei Monate nach dem WM-Sieg ihres Papas auf die Welt kam, gehört dem ÖSV-B-Kader an.

Der Schweizer Bruno Kernen (Gold 1997) war als Mitgründer (und Aktionär) von www.skionline.ch auch im Medienbereich besonders schnell.

Hermann Maier, 1999 Sieger in Beaver Creek, blieb trotz VIP-Einladung als bald dreifacher Papa daheim. Er stellt via blog.raiffeisen.at eine Ferndiagnose zur ÖSV-Abfahrtspleite.

Hannes Trinkl, der Maier 2001 in St. Anton die Abfahrtsgoldene wegschnappte, erfreut sich als FIS-Direktor großer Akzeptanz bei den Läufern, weil er nach Rücksprache mit ihnen auch zu Kurskorrekturen bereit ist. Sein Sohn, der ihn zur Annahme des FIS-Jobs überredete, fährt bereits selbst Rennen.

Michael Walchhofer ist nicht nur der ÖSV-Vizepräsident, der zu Saisonbeginn die ÖSV-Speedpiloten zu deren Empörung heftig kritisierte, der Hotelier aus Zauchensee ist weiterhin der letzte Österreicher, der (2003 in St.Moritz) Abfahrtsgold geholt hatte.

Bode Miller, der 2005 noch als umtriebiger Junggeselle Weltmeister in Bormio wurde, wird trotz des jähen Saisonendes nicht fad werden. Gattin Morgan, die in Beaver mit zwei Bode-Kindern aus früheren Liaisonen den Sturz miterlebte, macht ihn bald zum Vater.

Der kanadische Weltmeister von 2009, John Kucera, musste nach Beinbrüchen und Gleichgewichtsstörungen seine Karriere beenden, Landsmann Erik Guay (2011) die seine nach einer OP unterbrechen.

Den Abfahrtsweltmeister Aksel Lund Svindal von 2007 und 2013 trennten in Beaver Creek nur 45 Hundertstel vom Triple. Aber er fuhr vier Monate nach einem Kreuzbandriss schneller als alle Österreicher. Letztere werden, sollten sie einmal Väter sein, ihren Sprößlingen von der WM-Abfahrt 2015 wenig bis nix erzählen. Nur so viel: Das Steilwandrodeo war für niemanden ein Kinderspiel.

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