Tagebuch: Das Spiel der Spiele

Wolfgang Winheim
Sportageszeitungen wie AS und Marca widmen dem Clásico bis zu 16 Seiten pro Ausgabe.
Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

Eine durch den rekonvaleszenten Weltmeister Pedro verstärkte Unter-21-Elf des FC Barcelona hat die weißrussischen Meisterkicker von BATE Borisow zu Lehrbuben degradiert. Endstand 4:0, Ballbesitz 70:30 Prozent. Kleinlaut sei hinzugefügt, dass es sich bei den von Reservisten so vorgeführten Weißrussen um jenes Team handelte, an dem Sturm Graz im Play-off zur Champions League gescheitert war.Messi, Iniesta, Xavi, Villa und Co. wurden alle für Samstag 22 Uhr geschont. Für El Clásico, den Schlager gegen Real in Madrid. Nicht weniger als 13 Spieler der beiden Klubs waren FIFA-Kandidaten für die Wahl zum Weltfußballer des Jahres, weshalb ohne Übertreibung prophezeit werden kann: Der spanische Liga-Schlager wird das Niveau eines WM-Finales haben.Wer zuletzt die Zeitungen auf der iberischen Halbinsel verfolgte, müsste annehmen, dass dort weniger Arbeitslosigkeit und Euro-Krise, sondern vielmehr die Frage bewegt, ob der gelbgesperrte Barcelona-Verteidiger Piqué für den Schlager begnadigt wird. Sportageszeitungen wie AS und Marca, die bereits mehr Leser als führende politische Druckwerke haben, widmen dem Clásico bis zu 16 Seiten pro Ausgabe. Umso bemerkenswerter, dass eben erst in der auflagenstarken AS Mainz-Regisseur Andreas Ivanschitz im "Europa-Team der Woche" aufschien.Vielleicht werden bald auch andere Österreicher dank der Auslage Deutsche Bundesliga in spanischen "Dreamteams" gewürdigt. Vielleicht erhält sogar einmal ein Einzelkönner von der Qualität eines David Alaba als erster Österreicher in diesem Jahrtausend einen Vertrag im Land des Weltmeisters.Für österreichische Klubs indes wird es unrealistisch bis aussichtslos werden, iberische Champions-League-Starter zu fordern. Denn abgesehen vom meilenweiten sportlichen Vorsprung – auch im Ignorieren ihrer Millionen-Schulden sind Spanier die Champions.

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