Bejubelt und getadelt

Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

Die Tage bis zum ausverkauften Irland-Spiel am Samstag werden wieder geprägt sein von den Fragen vieler Online-Teamchefs,

... welche Position David Alaba einnehmen soll;

... warum Marcel Koller so hartnäckig an der Mittelfeld-Rolle des FC-Bayern-Außenverteidigers festhält;

... oder ob Alaba nicht generell überbewertet ist.

In Wahrheit macht Alaba alle Stationen subjektiver öffentlicher Beurteilung durch, wie sie schon viele Fußballer vor ihm erlebt haben.

Mit 17 Jahren als sagenhaftes Talent gepriesen.

Mit 19 (wie Andreas Ivanschitz, den Hans Krankl sogar zum jüngsten Teamkapitän gemacht hatte) bereits als unersetzliche Stammkraft des Nationalteams gefeiert.

Mit 21 selbst für jeden 08/15-Spielzug bejubelt.

Mit 22 von Werbung plus Medien zur omnipräsenten Kultfigur und damit für Neider angreifbar gemacht.

Mit 24 für die gleichen kleinen Schwächen (gescheiterte Dribblings) getadelt, die mit 20 noch als Indiz für Offensivgeist interpretiert wurden.

Und mit 33 Jahren kann’s Alaba passieren, dass er von einem eitlen Trainer, der der Öffentlichkeit und einem populären Altstar den Herren zeigen will, trotz Rekordgehalt aussortiert wird wie Bastian Schweinsteiger von José Mourinho in Manchester.

Bejubelt und getadelt
01.11.2016, Football Champions-League 2016/2016, 4. match day, PSV Eindhoven - FC Bayern Muenchen, Philips-Stadion Eindhoven (Holland). celebration David Alaba (Bayern Muenchen) *** Local Caption *** © pixathlon +++ NED + SUI out !!! +++ Contact: +49-40-22 63 02 60 , info@pixathlon.de
Noch aber hat Alaba, der konträr zu seinen zurückhaltenden Mikrofon-Statements ein Schlitzohr sein kann, sieben, acht ertragreiche Jahre auf Topniveau vor sich. Auch wenn die Gerüchte um einen 85-Millionen-Euro-Transfer zu Real Madrid verstummt sind.

Ein U-21-Auswahlspieler hingegen könnte bald als erster Österreicher bei den Königlichen in der Primera División debütieren: Philipp Lienhart, 20. Verletzungen der Abwehrrecken Ramos und Pepe haben die Chancen des Innenverteidigers (für den Real an Rapid 800.000 überwies) erhöht. Heute sieht er allerdings noch zu, wenn sich Real Aufsteiger Leganés zum Mittagstisch servieren lässt. Anpfiff 12.00 Uhr.

High Noon ist dem asiatischen Fernsehpublikum geschuldet, das ein Real-Spektakel (bedingt durch die Zeitverschiebung) zur Prime-Time erleben soll. Zumal Real neun Mal so viel TV-Geld erhält wie Österreichs 20 Bundesligaklubs (21 Millionen) zusammen.

La Liga plus Champions League werden von Privatsendern übertragen. Der Clásico Barça – Real (3. Dezember) ist gar nur via Pay-TV zu sehen.

Dass Bezahlsender Rekordquoten erreichen, ist im konservativen TV-Österreich so undenkbar wie die 12-Uhr-Anstoßzeit. Selbst wenn Sky Diego Maradona als Pausenkasperl engagiert und 22 Nackerpatzeln in der Dusche interviewt, würden immer noch mehr Leut’ aufs ORF-Knöpferl drücken.

Im Gegensatz zum ORF herrscht in Spanien bei den Öffentlich-Rechtlichen bei Klubkick und Formel 1 Mattscheibe. Doch anders als dem ORF gebührt Spaniens Staatssendern die Bezeichnung Free-TV: Frei im Sinne von gebührenfrei.

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