Tagebuch: Auf der Alm, da gibt's viel Sünd'
Jetzt geriet auch in Sölden ein Hotel in russische Hand. Noch im Vorjahr hatten die Söldener von sich behaupten können, dass - anders als in Kitz - jeder Quadratmeter ihres mondänen Skiortes ausschließlich Einheimischen gehört. Heuer sind die Ötztaler stolz, dass das US-Ski-Team ein ganzes Ötztaler (Miet-)Haus zu ihrem neuen Dauerquartier in Europa auserwählt hat. Im Gegenzug dominieren Bode Miller und Lindsey Vonn Tiroler Plakatwände. Was dem Tiroler Peter Schröcksnadel gar nicht passt: Der ÖSV-Präsident fühlt sich provoziert, weil die Söldener ihre Werbe-Euros lieber ÖSV-Dauer-Kritiker Miller als ÖSV-Fahrern zukommen lassen. "Wenn i nach Sölden reinfahr', kimm i mir vor wie in Colorado." Neutrale Besucher kommen sich im Ibiza des Wintersports indes wie im Wirtschaftswunderland vor: Die Krise macht einen kräftigen Stemmbogen um Sölden. Noble Geschäfte, feine Hotels, belegte (12.000) Fremdenbetten. Und wer fremdgehen will, kann sich in 1400 Meter Seehöhe in Rotlicht-Bars darauf einstimmen. In 2600 Metern werden am Sonntag so viel teure Allrad-Autos parken wie noch nie; so viele Medienvertreter (557) berichten wie noch nie; so viele TV-Sender (allein elf live) vom Gletscher-Derby übertragen wie noch nie - während in Brüssel um die Rettung des Euros gekämpft wird. Doch ehe sich Polit-Kommentatoren an zu viel Ski-Hysterie wieder einmal stoßen, kann entgegnet werden, ... ... dass die Panorama-Bilder unbezahlbare Tourismus-Werbung bedeuten; ... dass sich Medienkonsumenten angesichts der Inflation an Gräuelmeldungen vielleicht nach etwas Positivem sehnen; ... dass die Söldener zu Österreichs fleißigsten Steuerzahlern zählen. Russische Rennläufer sind übrigens zwei Winter vor Olympia in Sotschi (noch) nicht am Start. Der Rubel rollt auch ohne sie.
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